FERNE ZIELE – Buchmesse Frankfurt – Preiserhöhung

Heute mal ein Post in eigener Sache!

Der Verkauf der dritten Auflage des Buches FERNE ZIELE neigt sich dem Ende zu. Wie man aus dem Bestand ersehen kann, stehen aktuell noch 15 Bücher zum alten Preis von 69 Euro je Buch zum Verkauf bereit. Ab der vierten Auflage wird dann der Preis je Buch  79 Euro zuzüglich Versandkosten betragen.

Das Buch FERNE ZIELE von Bernd Kistenmacher wird im Rahmen der bevorstehenden Buchmesse in Frankfurt auf der Livro-Gemeinschaftsausstellung für Klein- und Selbstverlage zu entdecken und zu begutachten sein. Nähere Infos über Livro gibt es hier. Der Stand von Livro befindet sich in der  Halle 3.0 C97. Die Frankfurt Buchmesse findet vom 18. – 22. Oktober 2023 statt.

Die angekündigte Preiserhöhung tritt mit Beginn der Frankfurter Buchmesse in Kraft. Wer also das Buch noch zum alten Preis erwerben möchte, sollte es bis zum Dienstag, den 17. Oktober 2023 auf der Website der Edition Mahlstrom bestellen.

 

Verkaufsstatus Bandcamp
Verkaufsstatus Edition Mahlstrom

FERNE ZIELE – Teil 3 – Manuel Göttsching

 

An dieser Stelle werden exklusiv Auszüge aus Bernd Kistenmachers Buch “FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik” veröffentlicht. Diese Aktion soll dabei helfen, dieses beinahe 800 Seiten starke Werk besser kennenzulernen und darauf neugierig zu machen. Ihr dürft euch also auf eine Menge spannender und interessanter Geschichten rund um die Berliner Schule für  elektronische Musik freuen.

Weiter geht es mit einem Auszug aus einem der letzten Gespräche mit dem Berliner Gitarristen Manuel Göttsching.

Inventionen auf Berliner Art – Ein Gespräch mit Manuel Göttsching

Gespräch mit Manuel Göttsching vom 23.01.2020

Manuel, Du bist in Westend geboren?

Geboren bin ich in Friedenau. Das ist der südlichste Zipfel von Schöneberg, gar nicht weit weg, wo du jetzt wohnst. Laubacher Straße. Da bin ich die ersten neun Jahre aufgewachsen und dann sind meine Eltern nach Westend gezogen.

Auf welche Schule bist Du da gegangen?

Meine Grundschule in Westend war die Steuben-Schule, in der Westendallee, fast an der Heerstraße.  Später kam ich auf das Erich-Hoepner-Gymnasium. Das ist in der Bayernallee, fast am Theodor-Heuss-Platz.

Waren Deine Eltern musikalisch? Haben die Dich irgendwie an die Musik herangebracht oder hast Du das selber für Dich entdeckt?

Meine Mutter war in ganz jungen Jahren Schauspielerin, hatte Tanz- und Gesangsausbildung, und war so eine Art Kinderstar. Sie hat Theater gespielt, und auch in ein paar Filmen mitgemacht in den Dreißigerjahren. Sie hat dann zwar mit vierzehn, fünfzehn Jahren aufgehört, hat aber immer die Liebe zum Theater behalten und sie hat mich schon als Kind ganz oft mitgenommen, ins Theater, in die Oper. Verdi, Puccini, das war mir alles vertraut, das hörten wir auch zu Hause im Radio gern. Ihr Bruder war zeitweise Organist in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, und bei ihren Vorfahren waren eine Reihe von Kirchenmusikern und Organisten.

Und Dein Vater?

Von meinem Vater habe ich mehr das Verständnis für technische Zusammenhänge gelernt. Er war Ingenieur und leitete das Versuchslabor am Lehrstuhl von Professor Kienzle an der TU, für Maschinenbau, Feinmechanik. Da hat er dann auch seinen Doktor gemacht und später Professor.  Damals hieß sie noch Technische Hochschule (eine der ältesten Deutschlands), ab 1946 dann TU. Mein Vater war Bastler, Erfinder, Praktiker, hatte immer seine eigene Werkstatt im Haus, Drehbank, Funkstation, damit wuchs ich auf, da habe ich schon als Kind löten und morsen gelernt. Aber auch er hatte eine musikalische Ader, er konnte Klavier spielen, und er konnte sehr gut Schach spielen. Das habe ich auch von ihm gelernt. Sein Vater, also mein Großvater, muss künstlerisch sehr begabt gewesen sein. Leider habe ich den nicht mehr kennengelernt, er starb vor meiner Geburt. Es gibt wunderschöne Aquarelle von ihm im Nachlass, und er hat Gitarre gespielt. Er ist in seiner Jugend durch die Schweiz gezogen, durch die Berge, auf Wanderschaft sagte man damals. Aber es gab noch seine alte Gitarre, und die hatte ich schon als Kind mal ausprobiert. In der Wohnung, in der ich großgeworden bin, eine riesen 8-Zimmer Wohnung in der Laubacher Straße stand auch ein Klavier. Ich durfte aber nicht darauf spielen, weil das natürlich nur Krach machte. Aber, sobald alle weg und niemand zuhause war, habe ich natürlich probiert und versucht darauf zu spielen. Später, in Westend, kam dann jemand in die Schule, das war noch in der Grundschule, 1962 muss das gewesen sein, und machte Reklame für die Musikschule Charlottenburg in der Platanenallee und für Unterricht in Instrumenten wie Blockflöte, Gitarre, Klavier. Ich fand das interessant und habe dann meiner Mutter vorgeschlagen, „ich würde das gerne machen, z.B. Gitarre“. Und sie sagte „gut, Gitarre ist nicht so laut zuhause, das geht vielleicht“. Fand sie ok, aber es war eigentlich meine Idee. Und dann hat sie das auch unterstützt, als sie gemerkt hat, dass ich da tatsächlich regelmäßig hingehe, und dass das nicht nur so dumme Flausen sind. Im ersten Jahr habe ich dann noch diese alte Wandergitarre von meinem Opa gespielt.

Wie hieß Deine Lehrerin?

Das war Frau Scheibitz. Vielleicht hat Lüül dir davon erzählt? Wir hatten die gleiche Gitarrenlehrerin, er war nämlich auch bei der. Da habe ich Lüül das erste Mal gesehen. Da kannten wir uns noch nicht. Da waren wir so zwölf Jahre alt. Ich kam zu meinem Unterricht einmal in der Woche und da saß er, damals schon typisch mit seinen ganz hellen, blonden langen Haaren. Wir haben uns darüber später oft amüsiert, dass wir die gleiche Gitarrenlehrerin hatten. Er war, glaube ich, nicht so lange dabei, aber auch ein paar Jahre.  Ich habe da nicht fürchterlich geübt, aber ich fand das irgendwie toll für mich. Einmal die Woche war ganz entspannend. Und die Lehrerin war echt klasse, die war zwar streng auf eine Art, also formal streng, wie man Gitarre und vor allen Dingen klassische Konzertgitarre spielt. Da gab es nichts mit Barré-Griffen und Popmusik und so weiter. Da hat sie sich strikt geweigert. Der Unterricht ging auch sehr langsam, sehr gründlich. Jede Saite einzeln. Heute nehmen wir mal den nächsten Ton, spiel mal diesen Ton.

Naja, immerhin baut man ein Grundwissen auf.

So mache ich das heute mit meinem Enkel. So habe ich es auch gelernt. Junge Menschen sind immer ungeduldig und wollen natürlich sofort loslegen, sag mal wie geht so ein Akkord und dann bum bum bum. Dann sage ich nein nein, so geht es nicht, so funktioniert das nicht. Wenn du es richtig lernen willst, machst du dir nur die Finger kaputt, die Hände und die Haltung und so weiter. Und meine Lehrerin war ganz genauso. Irgendwie gefiel mir das, die war so ganz ruhig und war nett, immer freundlich und geduldig. Ich blieb über sechs Jahre bei dem Unterricht.

Aber parallel dazu hast Du dann auch schon Band eine gehabt?

Das fing später an, 1966. Durch Frau Scheibitz, hatte ich kurioserweise schon mal von Konrad Latte gehört. Er leitete wohl auch so eine Art Zupforchester oder Lautenorchester. Und die Frau Scheibitz gab ja auch Lauten-Unterricht. 

Kanntest Du Konrad Latte noch persönlich?

Nein, ich kann mich nicht erinnern. Ich habe ein paarmal kleine Auftritte, nicht solo aber mit anderen Kindern zusammen gehabt. Mit drei oder vier Gitarren. Die haben wir dort in der Musikschule Charlottenburg in der Platanenallee gemacht und die Eltern kamen halt und guckten, wie sich die Kinder so machen.

Das ist durchaus charakterbildend, denn du musst dich vor anderen präsentieren. Da ist schon ein wenig Druck da.

Ja, aber das hat mich noch nie so aufgeregt, schon als Kind habe ich in der Wohnung Laubacher Straße mit meinem Freund Jürgen, der wohnte vis-à-vis und war ein Jahr jünger als ich, eine Art Weihnachtsspiel erfunden, für die Eltern und Omas und Opas und Onkels und Tanten. Da war in der Wohnung viel Platz und da war immer viel los. So haben wir die Weihnachtsgeschichte als zwei Personenspiel aufgeführt, mit Verkleidung und Gedichte aufsagen. Das war alles spielerisch und wir haben uns königlich amüsiert.

Also keine Scheu.

Nein, in der Schule habe ich auch ein paar solcher Aufführungen gemacht, und bei einigen Theateraufführungen war ich auch dabei. Und ich habe mit einem Freund einen Film gedreht. Nee, das fand ich immer spannend und interessant.

Und wann hast Du Hartmut Enke kennengelernt?

Hartmut habe ich in der fünften, sechsten Klasse kennengelernt. Da kam er auf meine Schule (Steuben-Grundschule), Hartmut wohnte ja nicht in Westend. Hartmut kam von der Mommsenstraße, unweit vom S-Bahnhof Charlottenburg, da ist er großgeworden. 

Wow, das ist alte Ecke meiner Familie, Waitzstraße, Sybelstraße, da ist meine Familie gewesen. Deswegen kenne ich die ganze Gegend.

Ja, Mommsenstraße 34, da gab es ein Restaurant, das hieß Tegernseer Tönnchen. Kennst Du das noch?

Na klar kenne ich das.

Und da drüber wohnte Hartmut.

Ehrlich? Das ist ja ein Zufall.

Und da haben wir mit der ersten Band geübt und unsere ersten Auftritte gemacht.

Ich sage ja, die Kreise schließen sich alle. Es ist unglaublich. Tegernseer Tönnchen. Das gibt es aber da nicht mehr.

Nein, da ist jetzt eine Galerie.

Meine Eltern und mein Opa, die sind alle immer ins Tönnchen gegangen.

Ja und Hartmut wohnte da im zweiten Stock. Seine Mutter hat ihn dann auf diese Schule in Westend geschickt, ich glaube, weil da Latein erste Fremdsprache war.  

Ist ja auch ein Schulweg, oder? Von der Mommsenstraße bis nach Westend.

Da fuhr damals noch die Straßenbahn. Da stiegst du in die Straßenbahn, Kant- Ecke Wilmersdorfer Strasse ein, und die fuhr dann die Kantstrasse hoch und die Heerstraße runter bis nach Spandau, und am S-Bahnhof Heerstraße konntest du bequem aussteigen.

Stimmt, die Wilmersdorfer Straße war ja noch keine Fußgängerzone damals. Das kenne ich alles noch.

Hartmut war zuerst in einer Parallelklasse und meine früheste Erinnerung an ihn ist wie Hartmut in der ersten Turnstunde draußen auf dem Schulhof nur mit seinen nagelneuen Turnschuhen kämpfte, die hatten so extrem lange Schnürsenkel und er wusste nicht wo er die rumwickeln sollte, damit er nicht drüber stolpert, während wir alle im Kreis rumrannten. Vielleicht war ihm das auch ganz recht, dass er nicht mitrennen musste, sportlich war er ja nie im Leben. In meine Klasse kam er erst 1966 auf dem Erich-Hoepner Gymnasium / 8. Klasse. Er war damals sehr modebewusst, immer super schick angezogen, es mussten die neuesten und modernsten Klamotten sein, die es gab.

Ein kleiner Pfau.

Ja, ein bisschen war er das damals schon. Das ist interessant, seine spätere Entwicklung, wo das total gekippt ist, und wo er sich wirklich nur in ein Bettlaken gewickelt hat und jeden materiellen Besitz rigoros abgelehnt hat. Damals trug er nur die teuersten Klamotten von Selbach. Das war hier am Ku’damm so ein superschicker Laden für junge Herrenmode. Hemden mit solchen Kragen und breite Krawatten, direkt aus London, und was auch immer.

Ich kannte eigentlich immer nur in der Wilmersdorfer Strasse Mientus.

Ja, Mientus, das war etwas konservativer, da an der Ecke Mommsenstrasse.

Du musst ja irgendwann mal auf E-Gitarre umgestiegen sein oder warst du in der Schülerband mit Wandergitarre am Start?

Nein, irgendwann haben wir entschieden, wir haben Lust eine Band zu machen. Das war Ende 1966 etwa. Ein Schulfreund wollte seinen Partykeller ausbauen, wie man das früher so hatte. Der wohnte an der Länderallee (Westend) und da haben wir dann im Keller die Wände schwarz gestrichen und dabei immer Rolling Stones gehört (Paint it Black! … und natürlich auch anderes). Und da kamen wir drauf, wir müssen auch unbedingt eine Band gründen. Ich habe mich zuerst geweigert Gitarre zu spielen. Ich habe gesagt, ich habe keine Ahnung davon, das ist elektrische Gitarre und das hat mit Konzertgitarre überhaupt nichts zu tun, ich kann das nicht. Ich wollte lieber Schlagzeug spielen. Da hat Hartmut gesagt, „nein, du musst Gitarre spielen, das geht doch nicht!“. Und so haben wir uns geeinigt, Kompromiss, ich singe. Ich spiele nicht Gitarre. Dann hat also Hartmut den Bass gespielt und wir haben noch einen gefunden für die Gitarre, das war ja nicht so schwer, so ein paar Akkorde, das konnten auch ein paar andere noch. Das war Lutz Behrend, der spielte in der ersten Band Rhythmusgitarre. Nur das Schlagzeug wurde zum Problem, weil der, dessen Keller wir da gestrichen haben, der wollte zwar gerne unser Schlagzeuger werden, hatte aber kein Schlagzeug. Und er hat uns dann Geschichten erzählt, er würde eins zu Weihnachten geschenkt bekommen, und hätte es schon gesehen, oben versteckt im Dachboden. Alles gesponnen, er hat nie eins bekommen. Jedenfalls standen wir dann ohne Schlagzeug da, und die ersten Auftritte haben wir dann auch nur zu dritt gemacht. Mit Bass, Gitarre, und ich habe gesungen und dazu mit so einem Schellenring quasi die Rhythmusgruppe gemacht. Gab es ja früher oft in den Sechzigerjahren bei den Songs, da war dieser Schellenring dabei. Und ich musste immer so ein bisschen rausfinden wie die Musik ging, es war nicht so einfach Noten zu kaufen. Das einzige Musikgeschäft, das ich damals kannte, war das Musikhaus am Zoo in der Nürnberger Straße. Da gab es so eine kleine Abteilung mit ein paar Schlagernoten, das war natürlich nicht das, was wir spielen wollten. Ich habe daher auf Tonband aufgenommen und musste dann raushören, ob der Akkord jetzt passt, wie geht der Bass und vor allen Dingen wie geht der Text. Und ich hatte gerade das erste Jahr Englisch in der Schule und verstand kaum ein Wort. Könnte das so heißen, könnte das vielleicht so heißen. So habe ich mich da reingewurschtelt und wenn ich gar nicht weiterwusste, habe ich einfach alles lautmalerisch nachgemacht. Jahre später habe ich manchmal die richtigen Texte gelesen und habe nur Bauklötze gestaunt, was ich da für Blödsinn verstanden habe, das war schon sehr komisch.

Aber wenn es schön laut war, war es ja auch egal, oder?

Es war egal. Es hat Spaß gemacht und die Leute fanden das toll. Wir haben auf ein paar Schulfeten gespielt. Und erstmal bei Hartmuts Geburtstag bei ihm zuhause, da haben wir angefangen. Er hat öfter bei sich so kleine Feten gemacht damals, er hatte sogar eine kleine Hausbar in der Ecke in seinem Zimmer, musst du dir mal vorstellen. 

Ein Lebemann.

Wenn Du die Fotos von damals noch siehst, sein Haarschnitt bei seiner Konfirmation, sein Anzug, lustig…aber, ehrlich gesagt, ich sah auch ziemlich doof aus mit meinem ersten Ansatz von längeren Haaren. 

Und wie hieß die Band?

The Bomb Proofs. Die Bombensicheren.

Das hat Hitpotential.

Dann hatten wir auch noch kurzfristig einen Schlagzeuger, Christian Töttcher. Der konnte richtig Schlagzeug spielen, der hatte Schlagzeug gelernt, und der besaß auch eins. Wir haben schon damals versucht, ein wenig zu improvisieren oder ein bisschen über die Vorlage hinauszugehen, wenn es uns zu langweilig war. Wir haben dann Stücke einfach verlängert, Themen ausgebaut. Da gab es so Beispiele, ich weiß nicht ob Du das noch kanntest, von den Rolling Stones, das fand ich damals so toll, dieses Stück Goin‘ home, das war über 11 Minuten lang. Alles was länger als drei Minuten war, das war schon fast eine Symphonie.

Die Stones haben gerade am Anfang ihrer Karriere eigentlich eine ganz andere Musik gespielt als das, was sie später gemacht haben.

Genau, das war auch die Musik, die ich am meisten mochte. Wenn ich heute sage ich war Stones-Fan, dann beziehe ich mich wirklich auf diese frühen Sachen. Mehr der Rhythm and Blues…”

 

Bernd Kistenmacher FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik

Deutsche Erstausgabe Mai 2023

Copyright © dieser Ausgabe und aller Texte: Bernd Kistenmacher, Edition Mahlstrom, Berlin

Artikelnr. des Verlages: EM 10001

Seitenzahl: 793

Email: service@edition-mahlstrom.de

Satz, Druck und Bindung: Druckhaus Sportflieger, Berlin

Printed in Germany

ISBN 978-3-00-075096-0

Bezugsquelle: https://www.edition-mahlstrom.de/

Über den Autor:

Bernd Kistenmacher, geb. Oktober 1960 in Berlin, lebt und arbeitet seit seiner Geburt in Berlin und bezeichnet sich selbst als „Mauerkind“. Hauptberuflich ist Bernd Kistenmacher Musiker, der im Bereich der elektronisch-symphonischen Musik arbeitet. Bereits 1984 hat er sein erstes Solo-Album „Romantic Times“ auf Kassette veröffentlicht. Weitere Solo-Alben auf Kassette, LP und CD sind gefolgt. Sein Oeuvre umfasst mehr als dreißig Alben. Seinen Backkatalog findet man heute auf der Internet-Plattform „Bandcamp“. Immer wieder hat Bernd Kistenmacher Konzerte im In- und Ausland gegeben; vorzugsweise in Planetarien, weil diese die ideale Infrastruktur für seine Musik bieten.

Bernd Kistenmacher hat 1986 sein erstes Label Timeless Sounds gegründet, dass in den darauffolgenden Jahren in Musique Intemporelle umbenannt wurde und heute unter dem Namen MIRecords firmiert. Früher veröffentlichte das Label zahlreiche Künstler aus dem Bereich der elektronischen Musik, so auch Klaus Schulze, Manuel Göttsching, Michael Hoenig, Agitation Free, Rolf Trostel und viele andere. Heute veröffentlicht Bernd Kistenmacher auf MIRecords ausschließlich eigene Produktionen.

Bernd Kistenmacher war der erste unabhängige Produzent, der Mitte der Neunziger Jahre und vor dem Siegeszug des Internet die Multimedia-Produktion „The M.I. Rainbow Collection“ produziert und veröffentlicht hat. Schon damals interessierte ihn die Verbindung aus unveröffentlichter Musik und Bereitstellung von Hintergrundinformationen über die jeweiligen Künstler mittels integrierter Datentracks. Damals ein absolutes Novum.

Heutzutage ist Bernd Kistenmacher als freier Autor für diverse Musikmagazine und –Plattformen tätig. 2020 hat er seinen eigenen YouTube Kanal „Freak Out Your Synth“ aufgebaut, auf dem er ausgewählte Synthesizer in Bild- und Ton vorstellt.

Bernd Kistenmacher: Ein beinahe unbekannter Ort, an dem Musikgeschichte geschrieben worden ist

Electronic Beat Studio – Eine Phantasie mit realem Hintergrund

von Bernd Kistenmacher

In den Kellerräumen einer ehemaligen Berufsschule in der Pfalzburger Straße in Wilmersdorf befand sich das legendäre „Electronic Beat Studio“. Die Geburtsstätte der „Berliner Schule für elektronische Musik“. Bernd Kistenmacher hat diese Geschichte aufgeschrieben.

Große und großartige Geschichten fangen immer im Kleinen und Unbedeutenden an. Anfangs ahnt man nicht, wozu etwas gut soll sein oder wozu es dienen könnte. Vielleicht will man darüber auch gar nachdenken, wenn man etwas Neues ausprobiert und neue Wege geht. Schließlich heiligt auch der Selbstzweck die Mittel.

Das ist das Bild, das ich im Kopf habe, wenn ich über die kleinen Geschichten in meinem West-Berliner Kiez nachdenke. Eine dieser Geschichten fängt in Eichkamp an. Wir schreiben das Jahr 1965. So ungefähr jedenfalls. Zur Schule gehen, war nie der größte Spaß im Leben. Es sei denn man war „Everybody’s Darling“ oder – noch besser – man spielte ein Instrument und trat in einer Schülerband auf. Schülerbands waren toll. Man schrammelte was das Zeug hielt, klopfte auf selbstgebauten „Schlagzeugen“ aus Persiltrommeln und spielte angloamerikanische Musik mehr schlecht als recht. Beat Musik eroberte das Radio und die einschlägigen Musikschuppen, die damals noch keine Diskotheken oder gar Clubs gewesen sind.

Eine dieser Schülerbands hieß The Tigers. Sie bestand zunächst aus den Musikern Lutz „Lüül“ Ulbrich (Gitarre, Gesang), dem Noch-Schlagzeuger Christopher Franke und dem Bassisten Klaus-Jürgen Niemitz . Alle waren Freunde und Schulkameraden, die die Waldschule in Eichkamp besuchten. Man spielte Songs der Beatles und weiteres, damals übliches Repertoire. Das „Bäumchen-wechsel dich“-Spiel war durchaus Bestandteil eines Entwicklungsprozesses. Die Band wurde größer und man nannte sich The Sentries. Das war so um 1967. Der Mitschüler Michael „Fame“ Günther sprang ein, als der Mann am Bass ersetzt werden musste. Fame spielte zuvor bis 1966 mit dem Gitarristen Lutz „Ludwig“ Kramer in einer weiteren Schülerband, die vorwiegend Rhythm & Blues spielte und die sich dann ebenfalls auflöste. So stieg nach Fame auch Lutz „Ludwig“ Kramer bei den ehemaligen The Sentries ein. Aus all diesen Kooperationen kristallisierte sich langsam so etwas wie eine Band heraus, die zunehmend ernsthaft Rockmusik spielte. Für eine kurze Zeit machte auch der Sänger Michael „Mickie“ Duwe mit, bevor dieser mit dem Musical HAIR erste Erfolge feierte.

Die Zeit für Veränderung war gekommen. Man wurde politisch, hinterfragte das Verhalten der Eltern in der Nazi-Zeit, hatte etwas gegen den amerikanischen Imperialismus. Der Vietnamkrieg trug sein Übriges dazu bei. Und überhaupt war alles in dieser Zeit durchwoben von dem Willen nach Veränderung. Einige Veränderungen waren radikal und brachten das kleine West-Berlin, wie auch die junge Bundesrepublik an den Rand ihrer Belastbarkeit. Andere Veränderungen betrafen eher das tägliche oder besser das künftige Leben. Also das, was man wollte und was man auf keinen Fall mehr wollte. Utopien wurden ersonnen, ausprobiert und auch wieder verworfen. Konflikte bis rein ins Elternhaus waren vorprogrammiert. Irgendwie war damals alles politisch. Kunst war politisch. Erziehung war politisch. Architektur war politisch. Alles war politisch. Und Rockmusik wurde es halt auch. Man wollte progressiv sein und agitierte, was das Zeug hielt. Da unsere bislang namenlose Band aus Eichkamp genau in diesem Kraftfeld unterwegs war und oft in einem politisierten, studentischen Umfeld Auftritte hatte, wurde das Programm alsbald zum Namen. Ob es nun Zufall oder der konkrete Vorschlag des Mixed-Media Künstlers Folke Hanfeld gewesen ist, der die Band visuell bei zahlreichen „Aktionen“ unterstützte (wie zum Beispiel Ölfilmprojektionen mit Projektoren zu machen, bei denen auch mal das eine oder andere Insekt dran glauben musste), sei dahingestellt. Jedenfalls gab sich die Band nun den durchaus griffigen Namen The Agitation, aus dem dann so ca. 1968 der bis heute existierende Bandname Agitation Free werden sollte. Ein Name, der in keinem Lexikon über Rockmusik fehlt. Progressiver und improvisatorischer wurde die Musik von The Agitation durch den Musiker Lutz „Ludwig“ Kramer. Der war zuvor nach London gereist und hatte bereits mitbekommen, was dort im Bereich der Rockmusik ausprobiert wurde. Pink Floyd waren Vorreiter in Sachen „psychedelic und progressive Rock“ und fortan wurde auch bei Agitation Free an längeren Improvisationsbögen gearbeitet. Die Band wurde experimenteller und sie wurde schnell zur Hausband des von Conrad Schnitzler mitgegründeten Zodiac Clubs in Kreuzberg, in dem neben vielen anderen Künstlern zum Beispiel auch die Band Tangerine Dream spielte. Der Musiker Christopher Franke hatte sich zu dieser Zeit bereits als hervorragender Schlagzeuger erwiesen, spielte zu dieser Zeit aber noch bei Agitation Free mit. Genauso wie ein gewisser Klaus Schulze, der zeitweilig bei Tangerine Dream, dann bald aber auch bei der Berliner Band Ash Ra Tempel trommelte. Beide Namen, die von Franke und von Schulze, werden uns hier noch in einem anderen Zusammenhang wiederbegegnen.

Christopher Franke wohnte noch bei seinen Eltern in einem Häuschen in Eichkamp und übte Schlagzeug im Keller. Manchmal spielte auch die ganze Band dort. Man kann sich vorstellen, dass das nicht wirklich leise vonstattenging. Alternativen, wie zum Beispiel vernünftige Übungsräume, gab es im noch ziemlich vom Krieg zerstörten West-Berlin nicht. Immerhin war man im Frankeschen Haushalt wohl ziemlich tolerant und darüber hinaus auch sehr musikalisch. Frau Franke, die Mutter von Christopher, war Geigenlehrerin und spielte im Berliner Barock-Orchester, dass von dem Musiker Konrad Latte aufgebaut und geleitet worden ist. Konrad Latte war zugleich auch Leiter der Musikschule Berlin-Wilmersdorf. Ein Umstand, der für diese Geschichte von besonderer Wichtigkeit ist, denn in dieser Funktion verfügte Konrad Latte über ein gewisses Budget z.B. zur Anschaffung von Musikinstrumenten. Nun kam Mutter Franke ins Spiel. Sie überzeugte Konrad Latte davon, nicht verwendetes Geld in eine junge Band aus Eichkamp und in die Anmietung eines geeigneten Raums zu investieren, damit dort unter Anleitung eine Art Proberaum / Studio aufgebaut werden könnte. Nachdem Christopher Franke begonnen hatte den Boden des elterlichen Kellers auszuheben, um mehr an Deckenhöhe zu gewinnen, traf Konrad Latte die richtige Entscheidung im richtigen Moment und willigte ein. So wurden dann zwei Kellerräume in der Berufsschule für Frisöre in der Pfalzburger Straße 30 angemietet und umgehend von den Jungs von Agitation Free mit Eierpappen schallisoliert. Das war der Beginn des Beat Studio, dass in diesem Moment noch überhaupt nicht „Electronic“ gewesen ist. Es fehlte an Technik und an einem Lehrer, der Lust und Interesse an dieser Form von Jugendarbeit hatte. Und auch hier fand Konrad Latte die passende Lösung in dem aus der Schweiz stammenden und in Berlin Musik studierenden Komponisten Thomas Kessler.

Thomas Kessler wurde 1937 in Zürich geboren und kam der Liebe und des Studiums wegen in den frühen sechziger Jahren nach Berlin. Hier studierte er bei Heinz Friedrich Hartig, Boris Blacher und Ernst Pepping. „Neue Musik“ war mehr sein Ding als Barock-Musik. Dennoch kannte er Konrad Latte gut, der ihn dann fragte, ob er die Leitung des Beat Studio übernehmen wolle. Und Kessler wollte. Da er bereits erste Erfahrungen in der Produktion von elektronischer Musik in seinem eigenen Heimstudio gemacht hatte, war er genau der richtige Mann an der richtigen Stelle. Agitation Free wurden seine ersten „Schüler“. Von nachmittags an, also immer nach Schulschluss, bis so ca. um 22.00 Uhr abends wurde gearbeitet. Kessler brachte ihnen Grundlagen in Komposition und Musikproduktion bei. Experimente mit Tonbandmaschinen waren an der Tagesordnung. Tonbänder mit Aufnahmen wurden umgeschnitten und die Schnipsel zu neuen Musikstücken zusammengefügt. Bandmaschinen wurden zu Echogeräten umfunktioniert. Es wurde viel Musik gehört und darüber diskutiert. Insgesamt ging es darum, den Horizont zu erweitern, den einengenden Rockmusik-Bereich zu verlassen und die musikalischen Möglichkeiten zu erweitern.

Das, was da in der Pfalzburger Straße passierte, sprach sich schnell in der West-Berliner Szene herum. Und so stießen alsbald Tangerine Dream, die Band von Edgar Froese, sowie die Formation Ash Ra Tempel dazu. Ash Ra Tempel (vormals Steeple Chase Blues Band) bestand aus dem Gitarristen Manuel Göttsching, dem Bassisten Hartmut Enke und Klaus Schulze am Schlagzeug. All diese Musiker bekamen schnell mit, welche neuen Klangmöglichkeiten sich durch Thomas Kesslers Arbeit auftaten. Und das liegt vor allen Dingen an zwei Umständen, die Kessler nicht hoch genug angerechnet werden können. Zum einen war das die Tatsache, dass er der erste gewesen ist, der die Musik von La Monte Young, Steve Reich oder Terry Riley mitbrachte und den Musikern vorspielte. Deren richtungsweisende Arbeiten gehörten zur sogenannten „American Minimal Music“. Auf besonderes Gehör fiel hier zum Beispiel das Stück „A Rainbow in Curved Air“ von Terry Riley, eine hypnotisch-repetitive minimalistische Musik, die schon viel von dem vorwegnahm, was bald als „Berliner Schule für elektronische Musik“ in die Geschichte eingehen sollte. Der zweite Umstand, dessen Thomas Kessler sich rühmen darf, ist eher praktischer Natur und hatte einen noch größeren Impact als das reine Vorspielen neuer Musik. Thomas Kessler war der erste, der in Berlin einen Musik-Synthesizer einsetzte. Synthesizer waren um 1970 der letzte Schrei in Sachen Musikproduktion. Man hatte zwar vorher schon mit Soundgeneratoren in der Musik gearbeitet und Robert A. Moog war seit wenigen Jahren mit sündhaft teuren Modularsynthesizern am Markt. Was Thomas Kessler aber mitbrachte, war in seiner Kompaktheit und in seinen umfangreichen Klangerzeugungs- und bearbeitungsmöglichkeiten etwas vollkommen Neues. Etwas, das man hier noch nicht gesehen hatte. Kessler war dafür eigens nach London zu der Firma EMS (Electronic Music Studios) gefahren, um ein koffergroßes Gerät namens Synthi A zu kaufen. Da stand es nun im Beat Studio und das dürfte dann auch der Grund für die bis heute gültige Namensgebung Electronic Beat Studio sein (obwohl natürlich damals alle immer nur ins Beat Studio gegangen sind).

Auf dieses Instrument, mit dem beliebige Klänge von Vogelzwitschern bis hin zu Meeresrauschen erzeugt werden konnte, stürzten sich im Folgenden vor allem drei Musiker, von denen man das zunächst nicht erwartet hätte. Das waren eben Christopher Franke, Klaus Schulze und der neu zu Agitation Free gestoßene Berliner Michael Hoenig, der vorher bereits in der Szene als Mitherausgeber der Underground-Zeitung LOVE aktiv gewesen war. Jeder für sich war von den Möglichkeiten dieses Instruments absolut begeistert. Alle fuchsten sich in diese Maschine dermaßen rein, dass sie bald zu Erfindern einer neuen Musik werden sollten. Franke und Schulze spielten zwar noch eine Weile Schlagzeug, sollten aber bald ihre Trommelstücke für immer an den Nagel hängen.

Edgar Froese hatte zwischenzeitig Christopher Franke als Schlagzeuger von Agitation Free abgeworben. Für ihn sprang der später über die Stadtgrenzen hinaus bekannte RIAS Moderator Burghard Rausch ein. Franke beschäftigte sich dann aber zunehmend nur noch mit Synthesizern, sodass Tangerine Dream Anfang der siebziger Jahre neben der Düsseldorfer Band Kraftwerk zu DER deutschen Elektronikband werden sollte, die bis zu Edgar Froeses Tod im Jahr 2015 eine weltweit große Bekanntheit erlangen sollte. Klaus Schulze wiederum verließ die Band Ash Ra Tempel und widmete sich ausschließlich seine Solo-Karriere als Elektronik-Musiker. Er war neben Tangerine Dream der Elektronikpionier überhaupt. Auch seine Popularität ging weit über die europäischen Grenzen hinaus. Michael Hoenig hatte Mitte der siebziger Jahre mit seinem Solo-Album „Departure From The Northern Wasteland“ einen der Elektronikmeilensteine schlechthin erschaffen. Es folgte eine Karriere als Filmkomponist in Hollywood. Dort war Hoenig maßgeblich zusammen mit Walter Bachauer an dem Soundtrack zu Godfrey Reggios Koyaanisqatsi beteiligt. Er ist auch heute noch bei Agitation Free der Mann an den Keyboards (ja, die Band gibt es noch). Der vierte in diesem Bunde ist Manuel Göttsching, der sehr frühzeitig mit klanglicher Verfremdung seines brillanten Gitarrenspiels auf sich aufmerksam machte und sich der Musikelektronik erst später als Solist gewidmet hat. Mit dem Album „New Age Of Earth“ und Jahre später mit dem Album „E2E4“ hat er ebenfalls elektroakustische Meilensteine geschaffen, die ohne jeden Zweifel in die „Hall-Of-Fame of Electronic Music“ gehören.

All diese Bands und Musiker haben die „Berliner Schule für elektronische Musik“ erschaffen und in gewisser Hinsicht auch besucht, auch wenn im Electronic Beat Studio nicht wirklich jemals Schulunterricht stattgefunden hat. Der Einfluss Thomas Kesslers auf die Arbeiten dieser Musiker ist nicht von der Hand zu weisen. Was Konrad Latte ermöglicht hat und was Thomas Kessler realisiert hat waren echte Pioniertaten.

Doch auch dem Electronic Beat Studio standen Veränderungen bevor. Zum einen hatten alle Bands der Berliner Schule ihre Karrieren soweit zum Laufen gebracht, dass weitere Arbeit dort gar nicht mehr möglich und nötig gewesen ist. Alleine das sich schnell anhäufende Instrumentarium, konnte in diesem kleinen Studio kaum noch bewegt werden. Und auch Thomas Kessler verlies das Studio und Berlin Anfang 1973. Für ihn sprang der Musiker und Kabarettist Rolf Bauer ein. Unter seiner Leitung wurde das Studio weiter zu einem echten Tonstudio ausgebaut; hatte er mit dem Techniker Gerd Bluhm doch den perfekten Partner an seiner Seite. Rolf Bauer sorgte für mehr Struktur im Studioalltag. Bands mussten sich anmelden und in eine Liste einschreiben. Alles war gut organisiert. Es wurde konkret an den jeweiligen musikalischen Projekten der Bands gearbeitet, ohne das Diskussionen über Musikstile oder Ansichten darüber die Zeit zum Arbeiten raubten. Die Bands sollten ihr Programm schaffen und die Stücke sauber einspielen können, damit sie vernünftige Demo-Aufnahmen mit nach Hause nehmen konnten. Darauf kam es Rolf Bauer letztlich an. Bauer hatte gute Drähte zum damaligen Berliner Senat (es gab damals sogar noch einen Senats-Rockbeauftragten), wodurch die technischen Möglichkeiten im Laufe der Jahre deutlich erweitert worden sind. Nach Rolf Bauers Weggang übernahm schließlich Gerd Bluhm das Studio und leitete es bis zu dessen endgültiger Schließung im Alleingang. 1984 musste man aus der Pfalzburger Straße ausziehen. Das Electronic Beat Studio blieb weiterhin in Wilmersdorf und zog in die Halensee-Grundschule in der Joachim-Friedrich-Straße 35-36 um.

Das Studio war jahrelang die erste Adresse für die Gewinner der damaligen Senatsrockwettbewerbe. Hier gab es den Startschuss für die Karrieren vieler Bands und Künstler, die später sehr bekannt werden sollten. Nicht nur Tangerine Dream und Agitation Free hatten im Electronic Beat Studio gearbeitet, sondern auch die Neonbabies, Ideal, die Klaus Lage Band oder Rammstein, die dort einige Demos für ihr „Herzeleid“ Album eingespielt haben und natürlich viele andere Musiker.

Nach der Berliner Bezirksreform im Jahr 2001 war das Electronic Beat Studio keine ausschließlich Wilmersdorfer Angelegenheit mehr. Die Halensee-Grundschule meldete Eigenbedarf für die Räume an. Dem Electronic Beat Studio wurde daraufhin gekündigt. Geld zur Anmietung neuer Räume gab es nicht, was 2007 zur endgültigen Schließung des Studios führte. Das war das wenig rühmliche Ende des legendären Wilmersdorfer Electronic Beat Studios.  Dennoch sollte diese einzigartige Wirkungsstätte nicht vollkommen in Vergessenheit geraten.

Am 04. Dezember 2020 wurde im Rahmen einer kleinen Feier an der Außenwand der Nelson-Mandela Schule in der Pfalzburger Straße 30 in Berlin-Wilmersdorf eine Gedenktafel zu Ehren des Electronic Beat Studio und aller damals beteiligten Pioniere der Berliner Schule für elektronische Musik enthüllt.

Der Autor Bernd Kistenmacher ist ein fester Bestandteil der zweiten Generation der „Berliner Schule für elektronische Musik“. Er wurde im Oktober 1960 in Berlin geboren und verbrachte seine Jugend im Westteil der Stadt. Schon in frühen Jahren wurde er von den damals neuen Klängen der progressiven Rock- und Avantgarde Musik beeinflusst. Anfang der 70er Jahre begeisterte ihn die Musik von Künstlern wie Klaus Schulze und Bands wie Tangerine Dream oder Ash Ra Tempel. Die vollständige Geschichte des Electronic Beat Studios, sowie Gespräche mit 35 Zeitzeugen aus dem Umfeld der Berliner Schule hat Bernd Kistenmacher in seinem Buch „FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für Elektronische Musik“ aufgeschrieben.

Bernd Kistenmacher FERNE ZIELE – Gecshichten über die Berliner Schule für elektronbische Musik – Edition Mahlstrom, Berlin

Ferne Ziele – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik

Bernd Kistenmacher

Edition Mahlstrom

Preis: 69.00€ 788 Seiten. Hardcover, gebundene Ausgabe

ISBN 978-3-00-075096-0

FERNE ZIELE von Bernd Kistenmacher – Wieder lieferbar!

FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik ist ab sofort wieder lieferbar (Juni 2023).

Nach ein paar Wochen des wartens gint es nun wieder reichlich Nachschub.

Electronic Beat Studio – Eine Phantasie mit realem Hintergrund

Wer noch einmal zur “Schule” gehen und spannende Geschichten über einen der wichtigsten Beiträge zur Rockmusik aus Deutschland lesen möchte, sollte sich dieses Buch nicht entgegehen lassen.

 

FERNE ZIELE kann auf der Website der Edition Mahlstrom bestellt werden.

FERNE ZIELE – Es geht los!!!

Heiße Neuigkeiten von der Bruckerei:
“Moin Herr Kistenmacher,
Sie können am Freitag (28. April) ab 11 Uhr und bis 16 Uhr die Bücher bei uns abholen.
Mein Kollege ….. wird Ihnen die Ware rausgeben.
Abholung bei uns in der … Warenannahme/Warenausgabe
Beste Grüße”
ES GEHT LOS!!!
FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik

 

Bernd Kistenmacher FERNE ZIELE – Gecshichten über die Berliner Schule für elektronbische Musik – Edition Mahlstrom, Berlin

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Die Edition Mahlstrom öffnet ihre Tore!

Der offizielle Webauftritt der Edition Mahlstrom

FERNE ZIELE – Das erste Buch von Bernd Kistenmacher nimmt immer mehr konkrete Formen an. An diesem Tag ist diesbezüglich sehr viel passiert. Zum einen wird nun aktiv an der Erstellung eines gebundenen Musterdrucks dieses Buches gearbeiet. Dieser wird voraussichtlich noch vor Ostern zur Kontrolle vorliegen. Zum anderen kann das Buch ab sofort vorbestellt werden. Hierzu hat die Edition Mahlstrom,, die offizielle Webpräsenz des Eigenverlags von Bernd Kistenmacher, ihre virtuellen Tore geöffnet.

im Shop dieser Seite kann das Buch FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik ab sofort vorbestellt werden.

Der Versand des Buches erfolgt dann ab dem 10 . Mai 2023.

Wir freuen uns auf Euren Besuch!

FERNE ZIELE von Bernd Kistenmacher kann ab sofort über die Edition Mahlstrom vorbestellt werden.

FERNE ZIELE – Es geht los!

Liebe Freunde,

langsam wird es Ernst. Oder Aufregend. Ganz wie man es sehen will.

Endlich! “FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik“,mein erstes Buch nimmt nun konkrete Formen an. Was bedeutet das? Das bedeutet, dass das Skript nach drei Jahren Arbeit kurz vor seinem Abschluss steht. Nur noch wenige Ergänzungen und Korrekturen sind zu vollbringen. In Kürze werde ich also das Projekt beenden und es einer kompetenten Druckerei in Berlin zur Realisierung übergeben. Die Veröffentlichung des Buches ist für Mitte Mai 2023 geplant. Der Vorverkauf wird allerdings schon vorher beginnen. Und dann seid ihr gefragt!

Dazu wird bald die neue Website und der Online-Shop meines eigens für dieses Projekt gegründeten Verlags “Edition Mahlstrom” freigeschaltet werden. Details dazu folgen hier und in den sozialen Netzwerken. Ihr wollt das volle Paket Berliner Schule? Mit FERNE ZIELE werdet ihr es bekommen. Auf 798 Seiten!!! Und wer sich schon vorab informieren will, darf gerne im Verzeichnis lieferbarer Bücher nach der ISBN 978-3-00-075096-0 Ausschau halten. FERNE ZIELE wird dann garantiert auftauchen. Wie gesagt, mehr Informationen hier und an anderer Stelle in Kürze.

Bin ich aufgeregt 🙂

Bis bald und bleibt verbunden.

Euer

Bernd Kistenmacher

Bernd Kistenmacher FERNE ZIELE – Geshhichten über die Berliner Schule für elektronische Musik – Edition Mahlstrom, Berlin

Manuel Göttsching 9. September 1952 – † 4. Dezember 2022

 

Manuel Göttsching and his friend Lutz "Lüül" Ulbrich
Manuel Göttsching and his friend Lutz “Lüül” Ulbrich

I thought it would be enough for this year, but now another hero of my beloved Berlin electronic music school has passed away. Manuel Göttsching died on December 4, 2022.

In 2020 Manuel gave me his time for a 5-hour interview about his life for my book “Distant Goals”. That was the last time we met in person. I’m still happy and proud that in December 2020 I celebrated with the memorial plaque for the Electronic Beat Studio, the place in Berlin where it all began, “Thank you for your unique and cosmic music that has lit up my life so many times”, could say.

Rest in peace Manuel

Memorial plaque Electronic Beat Studio, Berlin
Gedenktafel für das Electronic Beat Studio, Berlin

 

Arturia MiniLab 3 Keyboard-Controller

In my latest episode of Freak Out Your Synth Compact, I present the #MiniLab 3 MIDI Keyboard-Controller from #Arturia.

I discuss pros and cons and show, how versatile this small keyboard is.

Please watch the Video on YouTube by following this link. I also ask for your Likes and Subscriptions of my channel.

Thank you

 

Sven Miracolo – Portrait eines Sammlers + G.A.S. ALARM

Bernd Kistenmacher präsentiert auf seinem YouTube Kanal FREAK OUT YOUR SYNTH unter dem Titel “G.A.S. ALARM” (G.A.S. steht für Gear Acquisition Syndrome) eine neue Reihe von Videos, in denen Sammler von Synthesizern und ihre Kollektionen vorgestellt werden. Sie zeigen ihre Schätze und sprechen über ihre Passion.

Die Serie beginnt mit einem Portrait des in Südtirol lebenden Italieners Sven Miracolo.

Link:

Siehe auch hier: FREAK OUT YOUR SYNTH