FERNE ZIELE – Verkauf der letzten Exemplare

Liebe Freunde,

aktuell läuft der Verkauf der letzten Exemplare des Buchs “FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik” im Webshop der Edition Mahlstrom.

Nach diesem Ausverkauf wird es keine weitere Nachauflage des Buches geben, jedenfalls nicht in dieser Form.

Desweiteren geben teilen wir mit, dass wir den internationalen Verkauf eingestelllt haben. Das Buch ist ab sofort nur noch erhältlich für jemand, der in Deutschland wohnt oder dort eine Versandadresse hat.

Der Preis für ein Buch beträgt noch 79,00 Euro. Der reduzierte Versandpreis von 5,00 Euro bleibt weiterhin bestehen. Wer FERNE ZIELE also sein Eigen nennen möchte – gerne auch mit  Signatur des Autors – sollte langsam zuschlagen.

Vielen Dank für Euer Interesse. Wir freuen uns auch Euren Besuch in unserem Webshop.

FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik Erschienen 2023, Edition Mahlstrom

Agitation Free in den Radioeins Elektro Beats

Agitation Free
Burghard Rausch
Lüül
Michael Hoenig

Die legendäre Progressive- Krautrockband Agitation Free wurde bereits 1967 gegründet. 1972 erschien dann mit “Malesch” das Debütalbum,- mittlerweile ein vielbeachteter Klassiker.

Nach 24 Jahren ist Ende letzten Jahres mit “Momentum” ein neues Agitation Free- Studioalbum erschienen und Olaf Zimmermann begrüßt in der ersten “elektro beats”- Stunde Michael Hoenig und Lutz Graf-Ulrich (Lüül) als seine Studiogäste. Neben dem Eintauchen in den Produktionspress, geht es auch um die Historie von Agitation Free und es gibt natürlich die Klärung der Frage, wie es zum Gruppennamen kam.

Wer noch mehr über Agitation Free erfahren will, kann dies in meinem Buch “FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik” tun.

Hier geht es zur Website von Elektro Beats. Ausstrahlungstermin ist Sonntag, der 28.01.2024 | 21:00 – 23:00. Danach gibt es die Sendung auf YouTube zum nachhören.

JustMusic Berlin macht zu – Ein persönlicher Nachruf

Bald Vergangenheit – DerJustMusic FlagShipStore in Berlin

Die Nachricht schlug für mich ein, wie eine Bombe. Zuerst rief mich ein Freund an, dann telefonierte ich mit einem langjährigen Mitarbeiter von JustMusic und mittlerweile gibt es auch eine offizielle Bestätigung: JustMusic, Berlins größter Handel für Musikinstrumente und das letzte Geschäft einer kleinen, deutschlandweit arbeitenden Kette, macht 2024 dicht. Dann wird Berlin über kein großes Musikgeschäft mehr verfügen. Ob es die Mitbewerber freuen wird? Ich hoffe nicht, denn es wäre eine dumme und zu kurze Sicht auf die Probleme dahinter. Und die bestehen schon seit geraumer Zeit.

Das dunkle Wolken über JustMusic hingen deutete sich bereits seit Jahren an. Das offensichtliche Problem betrifft jeden, der von „echtem“ Handel heutzutage leben will. Im Geschäft wird informiert und probiert, im Internet wird gekauft. Mit etwas Glück zu einem günstigeren Preis. Wer will es einem verdenken? Sparsamkeit geht vor Loyalität. Das ist das Problem eines jeden „Kaufhauses“. JustMusic war eines davon.

Wer aber über JustMusic spricht, sollte nicht übersehen, wie dieses Geschäft einst entstanden ist. Die Geschichte beginnt Ende der 70er mit einem kleinen Geschäft für Schlagzeuge in der Pariser Straße in Wilmersdorf, das von dem Unternehmer Jochen Stock gegründet und als Drumland etabliert wurde. Schnell sprach sich in der vitalen West-Berliner Musikszene herum, was da geschah. Es wurden weitere Geschäfte „um die Ecke“ angemietet und alsbald war das Sound & Drumland die erste Adresse für Musikinstrumente und Studiotechnik. Einfach jeder aus der Szene ging dahin. Und war es nur für einen Kaffee und etwas Fachsimpelei. Die Preise für die angebotene Ware waren schon damals immer an der oberen Kante. Man konnte das Verlangen, denn es gab kaum Konkurrenz. In meinem 2023 erschienen Buch „FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik“ erinnere ich mich gerne an das ehemalige Sound & Drumland; lernte ich dort doch Anfang der 80er Jahre viel kennen, probierte viel aus und erfuhr, wie freundlich, kompetent und geduldig die Mitarbeiter damals sein konnten. Das alte S & D war wie eine Familie, die allerdings zunehmend in beengten Verhältnissen operieren musste. Der Musiksektor explodierte damals in jede Richtung. Gerade in den neunziger Jahren wurden maßgeblich Entwicklungssprünge im Bereich der Studiotechnik und Musikproduktion gemacht. Dem musste man gerecht werden. Man hätte sicherlich aus vielen Gründen nicht mehr lange so klein und beschaulich bleiben können. Ein Dilemma. Doch Jochen Stock hatte längst andere Träume. Sein Geschäft musste größer werden. Das scheint er zumindest als Lösung und Antwort auf die wachsende und stärker werdende Konkurrenz erkannt zu haben, die nun nicht mehr in Berlin saß, sondern überregional und auch international operierte. So wurde dann schließlich das Sound & Drumland beerdigt und in JustMusic umbenannt. Die Mauer fiel und Jochen Stock setzte alle Hebel in Bewegung, um JustMusic stadtweit zu etablieren. Zunächst mit einem zweiten Geschäft in der Rathauspassage, das kurze Zeit später dann in die Kulturbrauerei zog. Aus meiner Sicht war das eine brillante Location und eine clevere Lösung zugleich, denn der Westen, wie der Osten hatten nun „ihr“ JustMusic und es blieb trotzdem alles in der Familie. Jochen Stock arbeitete aber an einem anderen Plan, der nichts anderes, als die Integration aller Abteilungen in einem Haus vorsah. An sich keine schlechte Idee. Und so wurde 2013 der erste FlagShipStore in Berlin-Kreuzberg am Moritzplatz eröffnet. Das ist natürlich ein mächtiges und schickes Ding gewesen. Wohl gefühlt und heimisch geworden bin ich da aber nie. Das Geschäft ist zwar zentral gelegen, ist aber schlecht erreichbar. Die Parkmöglichkeiten sind katastrophal schlecht und selbst das Parken auf dem Hof macht nur wenig Spaß, muss man sich doch erst in das Geschäft bewegen, um eine Parkmünze abzuholen. Auch die Abteilungen waren mir zu kalt und ich vermisste das Enge und muckelige aus alten S & D Zeiten.  Ob es anderen auch so erging?

Neben dem Standort in Berlin bestand JustMusic nun aus großen Geschäften in Hamburg, München und Dortmund, Dann gab es noch eine Piano-Galerie am alten Standort in der Fasanenstraße. Gerade diese Filialen mussten im Jahr 2020 wieder schließen. Mit der Pandemie hatte das nichts zu tun. Ich will nicht zu viel spekulieren, aber vermutlich konnte man mit der Konkurrenz nicht mehr mithalten. Selbst die größten Bemühungen und der beste Service machen den Verkaufspreis einer Sache nicht wett, wenn dieser im Internet torpediert wird. Das ist nun mal so.

Der Autor mit Philip Kasiske vons der Keys-Abteilung

Nun ist also auch das Schicksal des JustMusic FlagShipStores besiegelt und neben den bereits erwähnten Problemen, wie der angespannten Marktsituation und einem aus meiner Sicht falsch gewählten Standort, identifiziere ich noch ein anderes Problem, das eine wesentlich größere Tragweite hat: heute wird auf tradionelle Art kaum noch Musik gemacht! Berlin war einst eine Musikstadt mit zahllosen Rockbands, Kapellen, Bigbands und Orchestern. Und es gab reichlich Aufführungsmöglichkeiten für jede Art von Musik. Jedenfalls mehr, als heute. Natürlich ist Berlin noch immer eine Musik-Stadt. Aber gerade für junge Musiker, für Einsteiger gibt es weder ausreichend Übungsmöglichkeiten, noch Anreize von offizieller Seite aus. Zur Erinnerung: es gab in Berlin auch mal Senatsrockwettbewerbe und offiziell organisierte Großevents für Pop- und Rockmusik. Das alles gibt es nicht mehr. Die Pandemie hat das Problem dann noch verstärkt, denn Clubs, aber auch Musikschulen wurden geschlossen und bis heute nicht mehr geöffnet. Auch das Branchenevent überhaupt, die Musikmesse in Frankfurt gibt es seit 2022 nicht mehr. Gibt es im Fernsehen noch Musiksendungen? Außer im Volksmusikbereich nicht mehr. Ich denke nicht, dass ich mich zu weit aus dem Fenster lehne, aber ich glaube, dass das ein nationales Problem ist. Kinder erlernen heute kaum noch ein Instrument. Es gibt keine Anreize, keine Anleitung, keine Begeisterung, keine Motivation und keine Möglichkeiten. Ein Instrument zu erlernen erfordert eine gewisse Hingabe und Disziplin. Nur woher soll die kommen, wenn niemand mehr den Kindern vorlebt, wieviel Freude das bereiten kann und man sie damit begeistert? Und diese Kinder wären dann ja auch die Kunden von morgen oder eben nicht. Und deshalb denke ich, dass das Ende von JustMusic kein lokales Problemchen ist, sondern eine Warnung für die gesamte Branche sein muss. Was da gerade passiert, kann morgen jedem anderen auch passieren. Ein Musikhandel steht nicht isoliert in einem selbstgestalteten Universum. Er ist Bestandteil eines größeren Ganzen, das vernetzt ist und ineinandergreift. Ein Musikhandel ist eben auch Bestandteil einer kulturellen Identität.

Nachtrag vom 18.03.2024

JustMusic Berlin hat nun offiziell und für alle Zeiten geschlossen…

https://www.justmusic.de/

FERNE ZIELE für 0,00 € Versandkosten!

Keine Versandkosten für FERNE ZIELE!

Das dicke Ding – FERNE ZIELE von Bernd Kistenmacher kann nun innerhalb Deutschlands ohne Versandkosten bei der Edition Mahlstrom bestellt werden. Einfach ein Buch in den Warenkorb schieben und den Checkout-Prozess starten. Besteller aus Deutschland werden nun bei den Versandkosten eine fette Null sehen. Na wenn das kein Weihnachtsgeschenk ist, dann wissen wir auch nicht weiter 😉

Dieses Angebot gilt bis zum 15. Januar 2024.

Also, fröhliche Weihnachten, ein gesundes, neues Jahr und Peace!

Wir sehen uns

Bernd Kistenmacher und die Edition Mahlstrom

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FERNE ZIELE – Teil 6 – Projekt Elektronik – Hartmut Heinze

An dieser Stelle werden exklusiv Auszüge aus Bernd Kistenmachers Buch “FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik” veröffentlicht. Diese Aktion soll dabei helfen, dieses beinahe 800 Seiten starke Werk besser kennenzulernen und darauf neugierig zu machen. Ihr dürft euch also auf eine Menge spannender und interessanter Geschichten rund um die Berliner Schule für elektronische Musik freuen.

In FERNE ZIELE werden nicht nur Geschichten über das Lebensgefühl in West-Berlin oder die musikalischen Macher der Berliner Schule erzählt. Dieses Buch ist auch den “Architekten”, den technischen Machern im Hintergrund gewidmet. Menschen, ohne deren Beitrag die Musiker der Berliner Schule ihre Visionen kaum hätten so realisieren können, wie ihnen das letztlich gelungen ist. Einer dieser Architekten ist der Berliner Ingenieur Hartmut Heinze, der mit seiner Firma Projekt Elektronik einen wesentlichen Beitrag zur musikalischen Entwicklung und Präsentation der Band Tangerine Dream beigetragen hat.

Mit einem Ausschnitt aus seinem Gespräch mit mir über seine Zeit mit und bei Tangerine Dream endet die Werkschau und Reise durch “FRNE ZIELE”. Wer alle Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik lesen möchte, sollte sich unbedingt das Buch zulegen.

Bernd Kistenmacher 1988 on stage with from Christoph Franke borrowed system from Projekt Elektronik (visible in background)

“Gespräch mit Hartmut Heinze (Projekt Elektronik) am 03.10.2019

Vielen Dank für Ihre Zeit Herr Heinze. Wann haben Sie zum ersten Mal Kontakt zu Tangerine Dream bekommen?

Dass muss bei einem Konzert in der alten TU Mensa gewesen sein. Da spielten Amon Düül als Vorgruppe glaube ich. Da sind damals schon die ersten Fetzen geflogen. Ich bin 1966 nach Berlin gekommen und ins Studium eingestiegen. So in dieser Zeit muss es gewesen sein. Vielleicht auch etwas später.

Woher kommen Sie?

Ich komme aus Westfalen. Also geboren bin ich in Schlesien, in Westfalen aufgewachsen.

Und dann sind Sie nach Berlin wegen des Studiums gekommen oder sind Sie vorm Bund geflüchtet?

Nein, wegen des Studiums. Mein Vater ist mit mir zum Wehrersatzamt gegangen und hat gesagt: „Kollegen, den kriegt ihr nicht“.

Das ist ein wenig wie mit meinem Opa. Der hat in Stalingrad ein Bein verloren. Aber obwohl mein Vater Berliner gewesen ist, hat er doch mit der Bundeswehr geliebäugelt. Irgendwie fand er das gut. Aber sein Vater sagte: „Das machst du nicht.“ Da waren auch viele vom Krieg traumatisiert.

Ja, ja, das war bei Vater auch so. Er ist um Stalingrad drumherum gekommen, weil er vorher eine Verwundung hatte. Und ich habe dann nach dem Krieg mitbekommen, wie ihm dieses „verführt werden“ klargeworden ist. Also wir haben nicht ein kontinuierliches Gespräch darüber gehabt. Ja, auf die Art und Weise bin ich drumherum gekommen. Bin dann hier in Berlin gewesen, Praktikum gemacht, studiert bis zum Ende, 15 Semester lang. Aber ich hatte einen Onkel, der sagte: „Junge, mach das so lange wie du kannst, danach gibt es keine Zeit mehr dafür.“ Bin dann irgendwann auf Christoph Franke gestoßen. Ich habe nebenbei auch Reparaturen ausgeführt. Diskothekenreparaturen und im Musikbereich, wenn etwas defekt war usw., um das Studium zu finanzieren. Und ich nehme an, dass da ein Kontakt entstand. In der Zeit hatte ich mit Frank Jürgen Krüger zu tun. Sagt er Ihnen was?

Ja sicher.

Das war Frank Jürgen Krüger (Künstlername Eff Jott). Der spätere Gitarrist von Ideal. Und mit ihm zusammen haben wir Feierabendjobs gemacht. Leider ist er vor einiger Zeit schon gestorben. (26. April 2007)

In den 70ern? Also lange bevor es Ideal gab? Die Neue Deutsche Welle war ja erst in den 80ern.

Das war noch vor Ideal. Da gab es jemand, der hat Gitarren hergestellt. In einer Seitenstraße vom Ku‘damm. Der hatte dort einen Keller. Und eines Tages sagte Krüger: „Ey, da musst du mal mitkommen, dort ist jemand im Keller, der baut Aluminiumgitarren. Für sehr teures Geld, für die größten Musiker der Welt.“ Solche verrückten Connections gab es damals. Ja. Und dann kam Christoph. Und Christoph sagte: „Hallo, kannst du diese drei Moog Geräte reparieren?“

Das war der berühmte Ankauf der Meisel Brüder von den Rolling Stones?

Genau, der stand im Hansa Studio und keiner hat es genutzt. Was daran jetzt defekt war, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls haben wir erst mal die Netzteile repariert und dann gingen da schon mal die Lampen an, wir haben die Stecker gereinigt und so weiter. Christoph war dann sofort Tag und Nacht an den Geräten. Er hat es auch geschafft, von Moog Pläne zu bekommen. Wo jeder gesagt hat: „Der Moog gibt keine Pläne raus.“ Wir hatten so die neusten Pläne, auch für einen komplexen Einschub später. Dann sind die Moog Synthesizer erst mal in Gang gekommen. Die drei Geräte, die noch von den Stones übriggeblieben sind, hat TD dann in der Australien-Tournee eingesetzt.

1975 war das

Bei einem Crash, ich weiß nicht genau wie, sind die Geräte beschädigt worden. Sie haben sofort Techniker aufgetrieben, die die Geräte wieder reparieren konnten. Ich glaube es ist auch ein Konzert ausgefallen (18. März 1975 Auckland Town Hall). Sie kamen wieder und haben gesagt: „So, jetzt müssen wir was Neues haben. Das muss einen Meter tief fallen können und trotzdem noch Musik machen.“ Das waren so Fetzen, die mir jetzt in die Erinnerung kommen.

Also um noch am Anfang zu bleiben. Der Einstieg in diese Musik Elektronik Geschichte, der ging über Christoph Franke. Also, das war nicht so, dass diese sich entwickelnde Elektronik Szene auf Sie aufmerksam wurde? Zum Beispiel durch Klaus Schulze oder andere.

Nein, ich hatte mit der Elektronik Szene nichts zu tun. Ich war auch nicht dabei. Der Kontakt kam über Christoph Franke. Wir haben uns wunderbar verstanden, eine Begegnung der besonderen Art. Er stellt eine Frage und ich sagte nur: „Oh, ja, komm mal morgen.“ Oder er sagte mal: „Kann man da einen Schalter einbauen und alles geht eine Terz höher?“ – „Einen Schalter für eine Terz? Ich musste erst mal begreifen, was eine Terz ist, was ein Halbton und ein Ganzton sind, und wie das elektronisch gemacht wird. Nun kommt aber dazu, ich war lange an der Uni. Beziehungsweise ich war, glaube ich, fünf Jahre am Lehrstuhl tätig. Dort war ich an Analogrechnern tätig, habe auch sehr viel simuliert. Bei Analogrechnern hat man genau diese analogen Funktionen, die es im Synthesizer auch braucht. Hochstabile Spannungsgeber, hochstabile Teiler. All diese Poti Einstellungen und so weiter. Allerdings werden da keine Töne erzeugt, sondern Differenzialgleichungen abgebildet, also Zeitverläufe. Aber ich konnte mich dadurch ganz gut in die Materie reindenken. Und, ja, dann habe ich gesagt: „Ja, okay, da hast du den Schalter“. „Ja, die Terz stimmt nicht ganz. Kann man das einstellen?“ Ja, gut, eingestellt. Dann konnte er Melodien mit dem Sequenzer spielen, und dann Schalter hoch und das Ganze eine Terz höher. „Kannst du auch eine Quarte, kannst du auch eine Quinte einstellen?“ Ja, gut, also einen Schalter mit drei Stufen. Daraus ist dann so ein sehr selbstlaufender Kontakt entstanden. Also, das stimmt jetzt nicht so exakt in der historischen Reihenfolge. Aber er war damals in Spandau in der Altstadt in einem leeren Theater.

Das war doch ein ehemaliges Kino, oder?

Ja.

Ja, ich kenne das TD Studio noch in Spandau. Da war nur hinten so ein zweiter Raum, der war voll gefliest. Da stand ein Schlagzeug drin.

Ja. 1974 haben wir in der Friedrichstraße die Firma Projekt Elektronik gegründet. Dann war ich abends, sechs, sieben Uhr in Spandau bei ihm draußen. Wir hatten Pizza, Cola und Technik. Es war die Zeit von Pink Floyd, Ummagumma. Da war das große Konzert in der Eissporthalle. Der Hammer bei Ummagumma war, sie hatten eine Quadrophonie Anlage und sie konnten, Dong, Dong, Dong, Dong, Dong (im Kreis herum) steuern. Das haben wir nicht aus dem Kopf bekommen. Es war eines der ersten Geräte, die wir hergestellt haben, so einen quadrofonischen VCA (Voltage Controlled Amplifier). Wir haben auch diesen VCA im Konzert eingesetzt. Es gab die Konzerte von Radio Luxemburg in L‘orange. Alle Gruppen, die in Europa auf Achse waren, waren drei Tage in L’orange. Ab 19 Uhr abends jede Stunde eine Band. Bis zwei Uhr nachts. Ich war auch ein- oder zweimal mit dabei. Wir hatten den VCA, glaube ich, auch noch eingesetzt, aber dann kam jemand von der Sicherheit und sagte: „Ihr müsst es ausmachen, es geht da Besuchern nicht gut.“ Weil Schwindeleffekte entstanden.

Und jedenfalls in Spandau war die Zeit noch vor den großen Synthesizern. Er hatte aber schon den großen Moog. Ich habe für Christoph erst Rhythmusmaschinen gebaut. Diese hatten dann schon die ersten VCAs, auch die ersten Spannungsgeber. So ähnlich wie die Time Control von Moog. Die Time Control von Moog hatte aber einfach Potentiometer für grob und für fein. Wir haben Module hergestellt, die schon fest einstellbare Stufen hatten. Eins, zwei, drei, vier, fünf Oktaven, die sehr genau eingestellt werden konnten.

Also schon quantisierte Sequenzer?

Ja, quantisiert. Also nur in Stufen wählbar. Über fünf Oktaven und zwölf Halbtöne. Man konnte dann während des Spielens ganz gezielt vorgeben: „Ich gehe um so und so viele Halbtöne, und so viele Oktaven weiter (transponieren). Ohne zwischendurch die Harmonie zu verlieren. Das war ein großer Fortschritt. Für Christoph war es wichtig, dass er ganz lange Taktgeber hatte (Sequenzer mit vielen Schritten). Das haben wir dadurch erreicht, dass er zwar Sequenzer mit acht Reihen hatte, aber er konnte sie umschalten. Die ersten acht, die zweiten acht. Wir hatten teilweise zwei und drei solche Einheiten, die in Reihe geschaltet werden konnten. Also, die ersten acht oben, die zweiten acht unten, die dritten acht beim zweiten oben, die vierten acht beim zweiten unten. Dadurch kamen ganz lange Sequenzen zustande. Das war wieder etwas, wo alle sagten: „Oh, wie geht das?“ Die Insider wussten ja, es ist ein Achter-Schema (basierend auf den Sequenzern von Moog mit acht Schritten je Reihe).

Also, der erste Sequenzer, der hier so bekannt wurde, war neben denen von Moog, der Sequenzer Synthanorma von Matten & Wichers. Das war so der „Kraftwerk Sequenzer“, den aber auch schon zum Beispiel Tangerine Dream hatten.

Ja, ich weiß nicht, ob der Wolfgang Palm (PPG) auch sowas hatte. Ich meine ja.

Der Palm hat auch Sequenzer gebaut, aber die waren trickreicher als die Moog Sequenzer.

Ja, Moog war die Grundlage. Moog (Bob Moog) hat überhaupt erst mal eine Idee in den Raum gesetzt: „Ich kann achtmal hintereinander einen beliebigen Ton erzeugen.“ Genauigkeit und wie gut das stimmt, das war später gefragt. Man konnte Dong, Dong, Dong, Dong, Dong, Dong einstellen. Und da waren alle schon hin und weg. Das nächste war, mehrere Sequenzen sehr genau einstellen zu können, sie in verschiedenen Stücken abzurufen. Wenn vier Achter Gruppen eingestellt waren, konnte man die eine Achter Gruppe immer laufen lassen, oder erste, zweite Achter Gruppe. Oder erste, dritte. Oder erste, zweite.

Na das ist ja eben die „Kunst des Sequencing“, dass man eben auch verschiedene lange Sequenzen gegeneinander laufen lässt und die treffen sich ja trotzdem irgendwann an einem Punkt. Das ist ja das, was der Michael Hoenig in seiner Musik praktiziert hatte. Er hat ja damals Sequencer sehr intensiv eingesetzt und war auch für kurze Zeit bei Tangerine Dream.

Genau.

Also mit Christoph Franke ging es bestimmt ein halbes Jahr, wo wir in Spandau jede Nacht gearbeitet haben. Bin wieder nach Hause gegangen und entweder habe ich die Geräte mitgenommen oder gleich etwas umgebaut. Oder dann war klar, ich musste wieder ein Modul bauen, was da reinpasst und so weiter. Es begann auch schon, nicht mehr so viele Patchkabel einzusetzen, sondern mit bestimmten Voreinstellungen zu arbeiten. Wo kommt eine Signalquelle her und wo soll sie hingeführt werden.

Da wäre ja das passende Stichwort „Bussystem“. Dass im Grunde genommen die Module intern schon verschaltet sind. Und man nur einen Schalter umlegen braucht, um Effekte zu erzeugen. Ja. Es gab ja dann auch eigentlich diese Funktion dieses Multitriggers pro Schritt. Also dieses berühmte Ratcheting. Wo ja noch heute die Leute drauf abfahren.

Ich weiß, dass das ein Problem war, erst mal zu verstehen, was Christoph haben wollte. Also, irgendjemand hat in der Musik den Impuls dafür gesetzt, einen Trigger. Und dann sozusagen das Vielfache Echo hinterher, alles einstellbar. Es war damals mit der Hauptpunkt, was in Spandau erstellt worden ist. Es ging um diesen Multitrigger je Note oder je Schritt im Sequenzer.

Ja, das hat ja auch kein anderer gemacht. Das ist schon eure Erfindung.

Weiß ich nicht. Ich habe ja in der Musikszene so wenig Kontakt gehabt.

Christoph war eben ein extrem musikalischer Mensch, der auch sehr neugierig war und Lust darauf hatte, die Dinge weiter voranzutreiben.

Ja, Christoph war neugierig, beziehungsweise der hat einfach Ideen produziert. Das ist jemand, der immer etwas Neues entwickelt. Das ist so ein Bild, wenn man jemanden in der Art erlebt. Es war auch einfach von der Chemie her gut. Für mich war das so, ich war dann hier raus aus dieser physikalischen, technischen Ebene. Für mich war die Musik eben eine völlig neue Ebene. Auch zusammen mit diesen Musikern, insofern war ich in zwei Welten zuhause. Aber ich war teilweise auch ziemlich fertig, muss ich zugeben. Aber es ist gut ausgegangen.

Sind Sie denn auch Tourneebegleiter gewesen für die Technik? Um als Mann im Hintergrund da zu sein, wenn irgendwas schief geht? Oder war das auf gut Deutsch gesagt einfach so zuverlässig, dass man sagen kann: „Geht mal damit los“.

Ich bin mit nach L‘orange gefahren, mit nach Marseille zu einer Tournee. Dann teilweise direkt mit auf dem Truck. Wir sind zu dritt mit dem Equipment Richtung Südfrankreich gefahren. Beim nächsten Mal auch noch nach Marseille. Da kam noch hinzu, weil ich die Firma Projekt Elektronik hier hatte, konnte ich Tangerine Dream ein Carnet geben. Das Carnet ist praktisch das Begleitpapier für den Zoll. Alles was an Technik eingeführt wird, muss man beim Ausführen wieder nachweisen, ob es noch vollständig vorhanden ist. Das war möglich, weil ich eine GmbH hatte. Ich habe sozusagen über das Carnet für Tangerine Dream gebürgt. Das war, glaube ich, bei der Amerika Tour dann auch so. 1977 war die Amerika Tournee und zu der Zeit war auch schon der Big One (das erste große System von Projekt Elektronik für Peter Baumann) fertig. Ja, da fragten sie mich, ob ich nicht mit nach Amerika wollte. Ich müsste halt einen Schraubenzieher mitnehmen, einen Lötkolben und ein Messgerät. Ja, es war für sie halt eine Beruhigung. Das waren so die drei Ereignisse, bei denen ich dabei war. Bei weiteren Tourneen war ich nicht dabei. Vieles habe ich jetzt erst aus Edgars Biografie erfahren. Diese sechs Wochen Amerika waren für mich sehr gut.

Woraus das Live Doppelalbum Encore hervorgegangen ist.

Ja. Ich weiß. 76 ist der große Synthesizer für Peter Baumann fertig geworden. Bei Peter Baumann war es so, er kam schon mit sehr viel ganz klaren Ideen, wie ein komplexeres Gerät, was schnell zu bedienen und live zu bedienen ist, auszusehen hatte. Er hatte ein Riesenbild im Kopf. Oft auch bis ins letzte Detail.

Also, die beiden Systeme waren nicht identisch? Christoph hat ein anderes gehabt?

Ja, sie waren unterschiedlich. Bei Christoph war es damals mehr eine Rhythm Box, die ich hergestellt habe. Es kam auf diese Echos und Rhythmusschläge an, sie beliebig lang zu gestalten und die Sequenzen auch jederzeit umprogrammieren zu können. Bei Peter, ich habe doch hier ein Bild vom Peter. Da ist doch noch ein Bild (blättert in einem Buch). 1977, Greek Theatre in L.A., ja, das sind die Bilder, die hat mir TD mal zur Verfügung gestellt.

Ja, das ist auf der Website.

Ja, genau.

In L.A. war es der große Auftritt. In L.A. fuhren sie vorne im großen Auto. Der Staff (also wir) fuhren dann mit Abstand hinter her. Oder am Abend nach dem Konzert, weiß ich noch, abends um elf plötzlich berühmter Besuch, der sich gefreut und gratuliert hat. Die Amerikaner freuen sich riesig, wenn jemand Erfolg hat. Beim Konzert, da tauchte Gott und die Welt auf. Da habe ich dann auch gesehen und erlebt, wie berühmt Tangerine Dream gewesen ist.

Man hat es ja gesehen, als Edgar Froese gestorben ist, wie die deutsche Presse reagiert hat und wie das International bedauert worden ist. Aber so war das schon immer. Auch Klaus Schulze ist erst in Frankreich berühmt geworden bevor er in Deutschland bekannt wurde. Und für Tangerine Dream war durch Virgin Records der erste Hype in England, bevor sie hier bekannter wurden.

Ja, auch aus England habe ich sehr viel Feedback bekommen. Viele Musiker, die zum Beispiel 1977 in Amerika dabei waren, waren Engländer, die selber Musik gemacht haben. Vor eins, zwei Jahren habe ich von Ed Buller eine tolle Mail bekommen, wo er schrieb: „Ja, schau mal, was wir haben.“ Sie haben solche Geräte auch in England gebaut. Natürlich auch pechschwarz, dieselben Schemen…”

Bernd Kistenmacher FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik

Deutsche Erstausgabe Mai 2023

Copyright © dieser Ausgabe und aller Texte: Bernd Kistenmacher, Edition Mahlstrom, Berlin

Artikelnr. des Verlages: EM 10001

Seitenzahl: 793

Email: service@edition-mahlstrom.de

Satz, Druck und Bindung: Druckhaus Sportflieger, Berlin

Printed in Germany

ISBN 978-3-00-075096-0

Bezugsquelle: https://www.edition-mahlstrom.de/

Über den Autor:

Bernd Kistenmacher, geb. Oktober 1960 in Berlin, lebt und arbeitet seit seiner Geburt in Berlin und bezeichnet sich selbst als „Mauerkind“. Hauptberuflich ist Bernd Kistenmacher Musiker, der im Bereich der elektronisch-symphonischen Musik arbeitet. Bereits 1984 hat er sein erstes Solo-Album „Romantic Times“ auf Kassette veröffentlicht. Weitere Solo-Alben auf Kassette, LP und CD sind gefolgt. Sein Oeuvre umfasst mehr als dreißig Alben. Seinen Backkatalog findet man heute auf der Internet-Plattform „Bandcamp“. Immer wieder hat Bernd Kistenmacher Konzerte im In- und Ausland gegeben; vorzugsweise in Planetarien, weil diese die ideale Infrastruktur für seine Musik bieten.

Bernd Kistenmacher hat 1986 sein erstes Label Timeless Sounds gegründet, dass in den darauffolgenden Jahren in Musique Intemporelle umbenannt wurde und heute unter dem Namen MIRecords firmiert. Früher veröffentlichte das Label zahlreiche Künstler aus dem Bereich der elektronischen Musik, so auch Klaus Schulze, Manuel Göttsching, Michael Hoenig, Agitation Free, Rolf Trostel und viele andere. Heute veröffentlicht Bernd Kistenmacher auf MIRecords ausschließlich eigene Produktionen.

Bernd Kistenmacher war der erste unabhängige Produzent, der Mitte der Neunziger Jahre und vor dem Siegeszug des Internet die Multimedia-Produktion „The M.I. Rainbow Collection“ produziert und veröffentlicht hat. Schon damals interessierte ihn die Verbindung aus unveröffentlichter Musik und Bereitstellung von Hintergrundinformationen über die jeweiligen Künstler mittels integrierter Datentracks. Damals ein absolutes Novum.

Heutzutage ist Bernd Kistenmacher als freier Autor für diverse Musikmagazine und –Plattformen tätig. 2020 hat er seinen eigenen YouTube Kanal „Freak Out Your Synth“ aufgebaut, auf dem er ausgewählte Synthesizer in Bild- und Ton vorstellt.

FERNE ZIELE – Buchmesse Frankfurt – Preiserhöhung

Heute mal ein Post in eigener Sache!

Der Verkauf der dritten Auflage des Buches FERNE ZIELE neigt sich dem Ende zu. Wie man aus dem Bestand ersehen kann, stehen aktuell noch 15 Bücher zum alten Preis von 69 Euro je Buch zum Verkauf bereit. Ab der vierten Auflage wird dann der Preis je Buch  79 Euro zuzüglich Versandkosten betragen.

Das Buch FERNE ZIELE von Bernd Kistenmacher wird im Rahmen der bevorstehenden Buchmesse in Frankfurt auf der Livro-Gemeinschaftsausstellung für Klein- und Selbstverlage zu entdecken und zu begutachten sein. Nähere Infos über Livro gibt es hier. Der Stand von Livro befindet sich in der  Halle 3.0 C97. Die Frankfurt Buchmesse findet vom 18. – 22. Oktober 2023 statt.

Die angekündigte Preiserhöhung tritt mit Beginn der Frankfurter Buchmesse in Kraft. Wer also das Buch noch zum alten Preis erwerben möchte, sollte es bis zum Dienstag, den 17. Oktober 2023 auf der Website der Edition Mahlstrom bestellen.

 

Verkaufsstatus Bandcamp
Verkaufsstatus Edition Mahlstrom

FERNE ZIELE – Teil 3 – Manuel Göttsching

 

An dieser Stelle werden exklusiv Auszüge aus Bernd Kistenmachers Buch “FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik” veröffentlicht. Diese Aktion soll dabei helfen, dieses beinahe 800 Seiten starke Werk besser kennenzulernen und darauf neugierig zu machen. Ihr dürft euch also auf eine Menge spannender und interessanter Geschichten rund um die Berliner Schule für  elektronische Musik freuen.

Weiter geht es mit einem Auszug aus einem der letzten Gespräche mit dem Berliner Gitarristen Manuel Göttsching.

Inventionen auf Berliner Art – Ein Gespräch mit Manuel Göttsching

Gespräch mit Manuel Göttsching vom 23.01.2020

Manuel, Du bist in Westend geboren?

Geboren bin ich in Friedenau. Das ist der südlichste Zipfel von Schöneberg, gar nicht weit weg, wo du jetzt wohnst. Laubacher Straße. Da bin ich die ersten neun Jahre aufgewachsen und dann sind meine Eltern nach Westend gezogen.

Auf welche Schule bist Du da gegangen?

Meine Grundschule in Westend war die Steuben-Schule, in der Westendallee, fast an der Heerstraße.  Später kam ich auf das Erich-Hoepner-Gymnasium. Das ist in der Bayernallee, fast am Theodor-Heuss-Platz.

Waren Deine Eltern musikalisch? Haben die Dich irgendwie an die Musik herangebracht oder hast Du das selber für Dich entdeckt?

Meine Mutter war in ganz jungen Jahren Schauspielerin, hatte Tanz- und Gesangsausbildung, und war so eine Art Kinderstar. Sie hat Theater gespielt, und auch in ein paar Filmen mitgemacht in den Dreißigerjahren. Sie hat dann zwar mit vierzehn, fünfzehn Jahren aufgehört, hat aber immer die Liebe zum Theater behalten und sie hat mich schon als Kind ganz oft mitgenommen, ins Theater, in die Oper. Verdi, Puccini, das war mir alles vertraut, das hörten wir auch zu Hause im Radio gern. Ihr Bruder war zeitweise Organist in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, und bei ihren Vorfahren waren eine Reihe von Kirchenmusikern und Organisten.

Und Dein Vater?

Von meinem Vater habe ich mehr das Verständnis für technische Zusammenhänge gelernt. Er war Ingenieur und leitete das Versuchslabor am Lehrstuhl von Professor Kienzle an der TU, für Maschinenbau, Feinmechanik. Da hat er dann auch seinen Doktor gemacht und später Professor.  Damals hieß sie noch Technische Hochschule (eine der ältesten Deutschlands), ab 1946 dann TU. Mein Vater war Bastler, Erfinder, Praktiker, hatte immer seine eigene Werkstatt im Haus, Drehbank, Funkstation, damit wuchs ich auf, da habe ich schon als Kind löten und morsen gelernt. Aber auch er hatte eine musikalische Ader, er konnte Klavier spielen, und er konnte sehr gut Schach spielen. Das habe ich auch von ihm gelernt. Sein Vater, also mein Großvater, muss künstlerisch sehr begabt gewesen sein. Leider habe ich den nicht mehr kennengelernt, er starb vor meiner Geburt. Es gibt wunderschöne Aquarelle von ihm im Nachlass, und er hat Gitarre gespielt. Er ist in seiner Jugend durch die Schweiz gezogen, durch die Berge, auf Wanderschaft sagte man damals. Aber es gab noch seine alte Gitarre, und die hatte ich schon als Kind mal ausprobiert. In der Wohnung, in der ich großgeworden bin, eine riesen 8-Zimmer Wohnung in der Laubacher Straße stand auch ein Klavier. Ich durfte aber nicht darauf spielen, weil das natürlich nur Krach machte. Aber, sobald alle weg und niemand zuhause war, habe ich natürlich probiert und versucht darauf zu spielen. Später, in Westend, kam dann jemand in die Schule, das war noch in der Grundschule, 1962 muss das gewesen sein, und machte Reklame für die Musikschule Charlottenburg in der Platanenallee und für Unterricht in Instrumenten wie Blockflöte, Gitarre, Klavier. Ich fand das interessant und habe dann meiner Mutter vorgeschlagen, „ich würde das gerne machen, z.B. Gitarre“. Und sie sagte „gut, Gitarre ist nicht so laut zuhause, das geht vielleicht“. Fand sie ok, aber es war eigentlich meine Idee. Und dann hat sie das auch unterstützt, als sie gemerkt hat, dass ich da tatsächlich regelmäßig hingehe, und dass das nicht nur so dumme Flausen sind. Im ersten Jahr habe ich dann noch diese alte Wandergitarre von meinem Opa gespielt.

Wie hieß Deine Lehrerin?

Das war Frau Scheibitz. Vielleicht hat Lüül dir davon erzählt? Wir hatten die gleiche Gitarrenlehrerin, er war nämlich auch bei der. Da habe ich Lüül das erste Mal gesehen. Da kannten wir uns noch nicht. Da waren wir so zwölf Jahre alt. Ich kam zu meinem Unterricht einmal in der Woche und da saß er, damals schon typisch mit seinen ganz hellen, blonden langen Haaren. Wir haben uns darüber später oft amüsiert, dass wir die gleiche Gitarrenlehrerin hatten. Er war, glaube ich, nicht so lange dabei, aber auch ein paar Jahre.  Ich habe da nicht fürchterlich geübt, aber ich fand das irgendwie toll für mich. Einmal die Woche war ganz entspannend. Und die Lehrerin war echt klasse, die war zwar streng auf eine Art, also formal streng, wie man Gitarre und vor allen Dingen klassische Konzertgitarre spielt. Da gab es nichts mit Barré-Griffen und Popmusik und so weiter. Da hat sie sich strikt geweigert. Der Unterricht ging auch sehr langsam, sehr gründlich. Jede Saite einzeln. Heute nehmen wir mal den nächsten Ton, spiel mal diesen Ton.

Naja, immerhin baut man ein Grundwissen auf.

So mache ich das heute mit meinem Enkel. So habe ich es auch gelernt. Junge Menschen sind immer ungeduldig und wollen natürlich sofort loslegen, sag mal wie geht so ein Akkord und dann bum bum bum. Dann sage ich nein nein, so geht es nicht, so funktioniert das nicht. Wenn du es richtig lernen willst, machst du dir nur die Finger kaputt, die Hände und die Haltung und so weiter. Und meine Lehrerin war ganz genauso. Irgendwie gefiel mir das, die war so ganz ruhig und war nett, immer freundlich und geduldig. Ich blieb über sechs Jahre bei dem Unterricht.

Aber parallel dazu hast Du dann auch schon Band eine gehabt?

Das fing später an, 1966. Durch Frau Scheibitz, hatte ich kurioserweise schon mal von Konrad Latte gehört. Er leitete wohl auch so eine Art Zupforchester oder Lautenorchester. Und die Frau Scheibitz gab ja auch Lauten-Unterricht. 

Kanntest Du Konrad Latte noch persönlich?

Nein, ich kann mich nicht erinnern. Ich habe ein paarmal kleine Auftritte, nicht solo aber mit anderen Kindern zusammen gehabt. Mit drei oder vier Gitarren. Die haben wir dort in der Musikschule Charlottenburg in der Platanenallee gemacht und die Eltern kamen halt und guckten, wie sich die Kinder so machen.

Das ist durchaus charakterbildend, denn du musst dich vor anderen präsentieren. Da ist schon ein wenig Druck da.

Ja, aber das hat mich noch nie so aufgeregt, schon als Kind habe ich in der Wohnung Laubacher Straße mit meinem Freund Jürgen, der wohnte vis-à-vis und war ein Jahr jünger als ich, eine Art Weihnachtsspiel erfunden, für die Eltern und Omas und Opas und Onkels und Tanten. Da war in der Wohnung viel Platz und da war immer viel los. So haben wir die Weihnachtsgeschichte als zwei Personenspiel aufgeführt, mit Verkleidung und Gedichte aufsagen. Das war alles spielerisch und wir haben uns königlich amüsiert.

Also keine Scheu.

Nein, in der Schule habe ich auch ein paar solcher Aufführungen gemacht, und bei einigen Theateraufführungen war ich auch dabei. Und ich habe mit einem Freund einen Film gedreht. Nee, das fand ich immer spannend und interessant.

Und wann hast Du Hartmut Enke kennengelernt?

Hartmut habe ich in der fünften, sechsten Klasse kennengelernt. Da kam er auf meine Schule (Steuben-Grundschule), Hartmut wohnte ja nicht in Westend. Hartmut kam von der Mommsenstraße, unweit vom S-Bahnhof Charlottenburg, da ist er großgeworden. 

Wow, das ist alte Ecke meiner Familie, Waitzstraße, Sybelstraße, da ist meine Familie gewesen. Deswegen kenne ich die ganze Gegend.

Ja, Mommsenstraße 34, da gab es ein Restaurant, das hieß Tegernseer Tönnchen. Kennst Du das noch?

Na klar kenne ich das.

Und da drüber wohnte Hartmut.

Ehrlich? Das ist ja ein Zufall.

Und da haben wir mit der ersten Band geübt und unsere ersten Auftritte gemacht.

Ich sage ja, die Kreise schließen sich alle. Es ist unglaublich. Tegernseer Tönnchen. Das gibt es aber da nicht mehr.

Nein, da ist jetzt eine Galerie.

Meine Eltern und mein Opa, die sind alle immer ins Tönnchen gegangen.

Ja und Hartmut wohnte da im zweiten Stock. Seine Mutter hat ihn dann auf diese Schule in Westend geschickt, ich glaube, weil da Latein erste Fremdsprache war.  

Ist ja auch ein Schulweg, oder? Von der Mommsenstraße bis nach Westend.

Da fuhr damals noch die Straßenbahn. Da stiegst du in die Straßenbahn, Kant- Ecke Wilmersdorfer Strasse ein, und die fuhr dann die Kantstrasse hoch und die Heerstraße runter bis nach Spandau, und am S-Bahnhof Heerstraße konntest du bequem aussteigen.

Stimmt, die Wilmersdorfer Straße war ja noch keine Fußgängerzone damals. Das kenne ich alles noch.

Hartmut war zuerst in einer Parallelklasse und meine früheste Erinnerung an ihn ist wie Hartmut in der ersten Turnstunde draußen auf dem Schulhof nur mit seinen nagelneuen Turnschuhen kämpfte, die hatten so extrem lange Schnürsenkel und er wusste nicht wo er die rumwickeln sollte, damit er nicht drüber stolpert, während wir alle im Kreis rumrannten. Vielleicht war ihm das auch ganz recht, dass er nicht mitrennen musste, sportlich war er ja nie im Leben. In meine Klasse kam er erst 1966 auf dem Erich-Hoepner Gymnasium / 8. Klasse. Er war damals sehr modebewusst, immer super schick angezogen, es mussten die neuesten und modernsten Klamotten sein, die es gab.

Ein kleiner Pfau.

Ja, ein bisschen war er das damals schon. Das ist interessant, seine spätere Entwicklung, wo das total gekippt ist, und wo er sich wirklich nur in ein Bettlaken gewickelt hat und jeden materiellen Besitz rigoros abgelehnt hat. Damals trug er nur die teuersten Klamotten von Selbach. Das war hier am Ku’damm so ein superschicker Laden für junge Herrenmode. Hemden mit solchen Kragen und breite Krawatten, direkt aus London, und was auch immer.

Ich kannte eigentlich immer nur in der Wilmersdorfer Strasse Mientus.

Ja, Mientus, das war etwas konservativer, da an der Ecke Mommsenstrasse.

Du musst ja irgendwann mal auf E-Gitarre umgestiegen sein oder warst du in der Schülerband mit Wandergitarre am Start?

Nein, irgendwann haben wir entschieden, wir haben Lust eine Band zu machen. Das war Ende 1966 etwa. Ein Schulfreund wollte seinen Partykeller ausbauen, wie man das früher so hatte. Der wohnte an der Länderallee (Westend) und da haben wir dann im Keller die Wände schwarz gestrichen und dabei immer Rolling Stones gehört (Paint it Black! … und natürlich auch anderes). Und da kamen wir drauf, wir müssen auch unbedingt eine Band gründen. Ich habe mich zuerst geweigert Gitarre zu spielen. Ich habe gesagt, ich habe keine Ahnung davon, das ist elektrische Gitarre und das hat mit Konzertgitarre überhaupt nichts zu tun, ich kann das nicht. Ich wollte lieber Schlagzeug spielen. Da hat Hartmut gesagt, „nein, du musst Gitarre spielen, das geht doch nicht!“. Und so haben wir uns geeinigt, Kompromiss, ich singe. Ich spiele nicht Gitarre. Dann hat also Hartmut den Bass gespielt und wir haben noch einen gefunden für die Gitarre, das war ja nicht so schwer, so ein paar Akkorde, das konnten auch ein paar andere noch. Das war Lutz Behrend, der spielte in der ersten Band Rhythmusgitarre. Nur das Schlagzeug wurde zum Problem, weil der, dessen Keller wir da gestrichen haben, der wollte zwar gerne unser Schlagzeuger werden, hatte aber kein Schlagzeug. Und er hat uns dann Geschichten erzählt, er würde eins zu Weihnachten geschenkt bekommen, und hätte es schon gesehen, oben versteckt im Dachboden. Alles gesponnen, er hat nie eins bekommen. Jedenfalls standen wir dann ohne Schlagzeug da, und die ersten Auftritte haben wir dann auch nur zu dritt gemacht. Mit Bass, Gitarre, und ich habe gesungen und dazu mit so einem Schellenring quasi die Rhythmusgruppe gemacht. Gab es ja früher oft in den Sechzigerjahren bei den Songs, da war dieser Schellenring dabei. Und ich musste immer so ein bisschen rausfinden wie die Musik ging, es war nicht so einfach Noten zu kaufen. Das einzige Musikgeschäft, das ich damals kannte, war das Musikhaus am Zoo in der Nürnberger Straße. Da gab es so eine kleine Abteilung mit ein paar Schlagernoten, das war natürlich nicht das, was wir spielen wollten. Ich habe daher auf Tonband aufgenommen und musste dann raushören, ob der Akkord jetzt passt, wie geht der Bass und vor allen Dingen wie geht der Text. Und ich hatte gerade das erste Jahr Englisch in der Schule und verstand kaum ein Wort. Könnte das so heißen, könnte das vielleicht so heißen. So habe ich mich da reingewurschtelt und wenn ich gar nicht weiterwusste, habe ich einfach alles lautmalerisch nachgemacht. Jahre später habe ich manchmal die richtigen Texte gelesen und habe nur Bauklötze gestaunt, was ich da für Blödsinn verstanden habe, das war schon sehr komisch.

Aber wenn es schön laut war, war es ja auch egal, oder?

Es war egal. Es hat Spaß gemacht und die Leute fanden das toll. Wir haben auf ein paar Schulfeten gespielt. Und erstmal bei Hartmuts Geburtstag bei ihm zuhause, da haben wir angefangen. Er hat öfter bei sich so kleine Feten gemacht damals, er hatte sogar eine kleine Hausbar in der Ecke in seinem Zimmer, musst du dir mal vorstellen. 

Ein Lebemann.

Wenn Du die Fotos von damals noch siehst, sein Haarschnitt bei seiner Konfirmation, sein Anzug, lustig…aber, ehrlich gesagt, ich sah auch ziemlich doof aus mit meinem ersten Ansatz von längeren Haaren. 

Und wie hieß die Band?

The Bomb Proofs. Die Bombensicheren.

Das hat Hitpotential.

Dann hatten wir auch noch kurzfristig einen Schlagzeuger, Christian Töttcher. Der konnte richtig Schlagzeug spielen, der hatte Schlagzeug gelernt, und der besaß auch eins. Wir haben schon damals versucht, ein wenig zu improvisieren oder ein bisschen über die Vorlage hinauszugehen, wenn es uns zu langweilig war. Wir haben dann Stücke einfach verlängert, Themen ausgebaut. Da gab es so Beispiele, ich weiß nicht ob Du das noch kanntest, von den Rolling Stones, das fand ich damals so toll, dieses Stück Goin‘ home, das war über 11 Minuten lang. Alles was länger als drei Minuten war, das war schon fast eine Symphonie.

Die Stones haben gerade am Anfang ihrer Karriere eigentlich eine ganz andere Musik gespielt als das, was sie später gemacht haben.

Genau, das war auch die Musik, die ich am meisten mochte. Wenn ich heute sage ich war Stones-Fan, dann beziehe ich mich wirklich auf diese frühen Sachen. Mehr der Rhythm and Blues…”

 

Bernd Kistenmacher FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik

Deutsche Erstausgabe Mai 2023

Copyright © dieser Ausgabe und aller Texte: Bernd Kistenmacher, Edition Mahlstrom, Berlin

Artikelnr. des Verlages: EM 10001

Seitenzahl: 793

Email: service@edition-mahlstrom.de

Satz, Druck und Bindung: Druckhaus Sportflieger, Berlin

Printed in Germany

ISBN 978-3-00-075096-0

Bezugsquelle: https://www.edition-mahlstrom.de/

Über den Autor:

Bernd Kistenmacher, geb. Oktober 1960 in Berlin, lebt und arbeitet seit seiner Geburt in Berlin und bezeichnet sich selbst als „Mauerkind“. Hauptberuflich ist Bernd Kistenmacher Musiker, der im Bereich der elektronisch-symphonischen Musik arbeitet. Bereits 1984 hat er sein erstes Solo-Album „Romantic Times“ auf Kassette veröffentlicht. Weitere Solo-Alben auf Kassette, LP und CD sind gefolgt. Sein Oeuvre umfasst mehr als dreißig Alben. Seinen Backkatalog findet man heute auf der Internet-Plattform „Bandcamp“. Immer wieder hat Bernd Kistenmacher Konzerte im In- und Ausland gegeben; vorzugsweise in Planetarien, weil diese die ideale Infrastruktur für seine Musik bieten.

Bernd Kistenmacher hat 1986 sein erstes Label Timeless Sounds gegründet, dass in den darauffolgenden Jahren in Musique Intemporelle umbenannt wurde und heute unter dem Namen MIRecords firmiert. Früher veröffentlichte das Label zahlreiche Künstler aus dem Bereich der elektronischen Musik, so auch Klaus Schulze, Manuel Göttsching, Michael Hoenig, Agitation Free, Rolf Trostel und viele andere. Heute veröffentlicht Bernd Kistenmacher auf MIRecords ausschließlich eigene Produktionen.

Bernd Kistenmacher war der erste unabhängige Produzent, der Mitte der Neunziger Jahre und vor dem Siegeszug des Internet die Multimedia-Produktion „The M.I. Rainbow Collection“ produziert und veröffentlicht hat. Schon damals interessierte ihn die Verbindung aus unveröffentlichter Musik und Bereitstellung von Hintergrundinformationen über die jeweiligen Künstler mittels integrierter Datentracks. Damals ein absolutes Novum.

Heutzutage ist Bernd Kistenmacher als freier Autor für diverse Musikmagazine und –Plattformen tätig. 2020 hat er seinen eigenen YouTube Kanal „Freak Out Your Synth“ aufgebaut, auf dem er ausgewählte Synthesizer in Bild- und Ton vorstellt.

Bernd Kistenmacher: Ein beinahe unbekannter Ort, an dem Musikgeschichte geschrieben worden ist

Electronic Beat Studio – Eine Phantasie mit realem Hintergrund

von Bernd Kistenmacher

In den Kellerräumen einer ehemaligen Berufsschule in der Pfalzburger Straße in Wilmersdorf befand sich das legendäre „Electronic Beat Studio“. Die Geburtsstätte der „Berliner Schule für elektronische Musik“. Bernd Kistenmacher hat diese Geschichte aufgeschrieben.

Große und großartige Geschichten fangen immer im Kleinen und Unbedeutenden an. Anfangs ahnt man nicht, wozu etwas gut soll sein oder wozu es dienen könnte. Vielleicht will man darüber auch gar nachdenken, wenn man etwas Neues ausprobiert und neue Wege geht. Schließlich heiligt auch der Selbstzweck die Mittel.

Das ist das Bild, das ich im Kopf habe, wenn ich über die kleinen Geschichten in meinem West-Berliner Kiez nachdenke. Eine dieser Geschichten fängt in Eichkamp an. Wir schreiben das Jahr 1965. So ungefähr jedenfalls. Zur Schule gehen, war nie der größte Spaß im Leben. Es sei denn man war „Everybody’s Darling“ oder – noch besser – man spielte ein Instrument und trat in einer Schülerband auf. Schülerbands waren toll. Man schrammelte was das Zeug hielt, klopfte auf selbstgebauten „Schlagzeugen“ aus Persiltrommeln und spielte angloamerikanische Musik mehr schlecht als recht. Beat Musik eroberte das Radio und die einschlägigen Musikschuppen, die damals noch keine Diskotheken oder gar Clubs gewesen sind.

Eine dieser Schülerbands hieß The Tigers. Sie bestand zunächst aus den Musikern Lutz „Lüül“ Ulbrich (Gitarre, Gesang), dem Noch-Schlagzeuger Christopher Franke und dem Bassisten Klaus-Jürgen Niemitz . Alle waren Freunde und Schulkameraden, die die Waldschule in Eichkamp besuchten. Man spielte Songs der Beatles und weiteres, damals übliches Repertoire. Das „Bäumchen-wechsel dich“-Spiel war durchaus Bestandteil eines Entwicklungsprozesses. Die Band wurde größer und man nannte sich The Sentries. Das war so um 1967. Der Mitschüler Michael „Fame“ Günther sprang ein, als der Mann am Bass ersetzt werden musste. Fame spielte zuvor bis 1966 mit dem Gitarristen Lutz „Ludwig“ Kramer in einer weiteren Schülerband, die vorwiegend Rhythm & Blues spielte und die sich dann ebenfalls auflöste. So stieg nach Fame auch Lutz „Ludwig“ Kramer bei den ehemaligen The Sentries ein. Aus all diesen Kooperationen kristallisierte sich langsam so etwas wie eine Band heraus, die zunehmend ernsthaft Rockmusik spielte. Für eine kurze Zeit machte auch der Sänger Michael „Mickie“ Duwe mit, bevor dieser mit dem Musical HAIR erste Erfolge feierte.

Die Zeit für Veränderung war gekommen. Man wurde politisch, hinterfragte das Verhalten der Eltern in der Nazi-Zeit, hatte etwas gegen den amerikanischen Imperialismus. Der Vietnamkrieg trug sein Übriges dazu bei. Und überhaupt war alles in dieser Zeit durchwoben von dem Willen nach Veränderung. Einige Veränderungen waren radikal und brachten das kleine West-Berlin, wie auch die junge Bundesrepublik an den Rand ihrer Belastbarkeit. Andere Veränderungen betrafen eher das tägliche oder besser das künftige Leben. Also das, was man wollte und was man auf keinen Fall mehr wollte. Utopien wurden ersonnen, ausprobiert und auch wieder verworfen. Konflikte bis rein ins Elternhaus waren vorprogrammiert. Irgendwie war damals alles politisch. Kunst war politisch. Erziehung war politisch. Architektur war politisch. Alles war politisch. Und Rockmusik wurde es halt auch. Man wollte progressiv sein und agitierte, was das Zeug hielt. Da unsere bislang namenlose Band aus Eichkamp genau in diesem Kraftfeld unterwegs war und oft in einem politisierten, studentischen Umfeld Auftritte hatte, wurde das Programm alsbald zum Namen. Ob es nun Zufall oder der konkrete Vorschlag des Mixed-Media Künstlers Folke Hanfeld gewesen ist, der die Band visuell bei zahlreichen „Aktionen“ unterstützte (wie zum Beispiel Ölfilmprojektionen mit Projektoren zu machen, bei denen auch mal das eine oder andere Insekt dran glauben musste), sei dahingestellt. Jedenfalls gab sich die Band nun den durchaus griffigen Namen The Agitation, aus dem dann so ca. 1968 der bis heute existierende Bandname Agitation Free werden sollte. Ein Name, der in keinem Lexikon über Rockmusik fehlt. Progressiver und improvisatorischer wurde die Musik von The Agitation durch den Musiker Lutz „Ludwig“ Kramer. Der war zuvor nach London gereist und hatte bereits mitbekommen, was dort im Bereich der Rockmusik ausprobiert wurde. Pink Floyd waren Vorreiter in Sachen „psychedelic und progressive Rock“ und fortan wurde auch bei Agitation Free an längeren Improvisationsbögen gearbeitet. Die Band wurde experimenteller und sie wurde schnell zur Hausband des von Conrad Schnitzler mitgegründeten Zodiac Clubs in Kreuzberg, in dem neben vielen anderen Künstlern zum Beispiel auch die Band Tangerine Dream spielte. Der Musiker Christopher Franke hatte sich zu dieser Zeit bereits als hervorragender Schlagzeuger erwiesen, spielte zu dieser Zeit aber noch bei Agitation Free mit. Genauso wie ein gewisser Klaus Schulze, der zeitweilig bei Tangerine Dream, dann bald aber auch bei der Berliner Band Ash Ra Tempel trommelte. Beide Namen, die von Franke und von Schulze, werden uns hier noch in einem anderen Zusammenhang wiederbegegnen.

Christopher Franke wohnte noch bei seinen Eltern in einem Häuschen in Eichkamp und übte Schlagzeug im Keller. Manchmal spielte auch die ganze Band dort. Man kann sich vorstellen, dass das nicht wirklich leise vonstattenging. Alternativen, wie zum Beispiel vernünftige Übungsräume, gab es im noch ziemlich vom Krieg zerstörten West-Berlin nicht. Immerhin war man im Frankeschen Haushalt wohl ziemlich tolerant und darüber hinaus auch sehr musikalisch. Frau Franke, die Mutter von Christopher, war Geigenlehrerin und spielte im Berliner Barock-Orchester, dass von dem Musiker Konrad Latte aufgebaut und geleitet worden ist. Konrad Latte war zugleich auch Leiter der Musikschule Berlin-Wilmersdorf. Ein Umstand, der für diese Geschichte von besonderer Wichtigkeit ist, denn in dieser Funktion verfügte Konrad Latte über ein gewisses Budget z.B. zur Anschaffung von Musikinstrumenten. Nun kam Mutter Franke ins Spiel. Sie überzeugte Konrad Latte davon, nicht verwendetes Geld in eine junge Band aus Eichkamp und in die Anmietung eines geeigneten Raums zu investieren, damit dort unter Anleitung eine Art Proberaum / Studio aufgebaut werden könnte. Nachdem Christopher Franke begonnen hatte den Boden des elterlichen Kellers auszuheben, um mehr an Deckenhöhe zu gewinnen, traf Konrad Latte die richtige Entscheidung im richtigen Moment und willigte ein. So wurden dann zwei Kellerräume in der Berufsschule für Frisöre in der Pfalzburger Straße 30 angemietet und umgehend von den Jungs von Agitation Free mit Eierpappen schallisoliert. Das war der Beginn des Beat Studio, dass in diesem Moment noch überhaupt nicht „Electronic“ gewesen ist. Es fehlte an Technik und an einem Lehrer, der Lust und Interesse an dieser Form von Jugendarbeit hatte. Und auch hier fand Konrad Latte die passende Lösung in dem aus der Schweiz stammenden und in Berlin Musik studierenden Komponisten Thomas Kessler.

Thomas Kessler wurde 1937 in Zürich geboren und kam der Liebe und des Studiums wegen in den frühen sechziger Jahren nach Berlin. Hier studierte er bei Heinz Friedrich Hartig, Boris Blacher und Ernst Pepping. „Neue Musik“ war mehr sein Ding als Barock-Musik. Dennoch kannte er Konrad Latte gut, der ihn dann fragte, ob er die Leitung des Beat Studio übernehmen wolle. Und Kessler wollte. Da er bereits erste Erfahrungen in der Produktion von elektronischer Musik in seinem eigenen Heimstudio gemacht hatte, war er genau der richtige Mann an der richtigen Stelle. Agitation Free wurden seine ersten „Schüler“. Von nachmittags an, also immer nach Schulschluss, bis so ca. um 22.00 Uhr abends wurde gearbeitet. Kessler brachte ihnen Grundlagen in Komposition und Musikproduktion bei. Experimente mit Tonbandmaschinen waren an der Tagesordnung. Tonbänder mit Aufnahmen wurden umgeschnitten und die Schnipsel zu neuen Musikstücken zusammengefügt. Bandmaschinen wurden zu Echogeräten umfunktioniert. Es wurde viel Musik gehört und darüber diskutiert. Insgesamt ging es darum, den Horizont zu erweitern, den einengenden Rockmusik-Bereich zu verlassen und die musikalischen Möglichkeiten zu erweitern.

Das, was da in der Pfalzburger Straße passierte, sprach sich schnell in der West-Berliner Szene herum. Und so stießen alsbald Tangerine Dream, die Band von Edgar Froese, sowie die Formation Ash Ra Tempel dazu. Ash Ra Tempel (vormals Steeple Chase Blues Band) bestand aus dem Gitarristen Manuel Göttsching, dem Bassisten Hartmut Enke und Klaus Schulze am Schlagzeug. All diese Musiker bekamen schnell mit, welche neuen Klangmöglichkeiten sich durch Thomas Kesslers Arbeit auftaten. Und das liegt vor allen Dingen an zwei Umständen, die Kessler nicht hoch genug angerechnet werden können. Zum einen war das die Tatsache, dass er der erste gewesen ist, der die Musik von La Monte Young, Steve Reich oder Terry Riley mitbrachte und den Musikern vorspielte. Deren richtungsweisende Arbeiten gehörten zur sogenannten „American Minimal Music“. Auf besonderes Gehör fiel hier zum Beispiel das Stück „A Rainbow in Curved Air“ von Terry Riley, eine hypnotisch-repetitive minimalistische Musik, die schon viel von dem vorwegnahm, was bald als „Berliner Schule für elektronische Musik“ in die Geschichte eingehen sollte. Der zweite Umstand, dessen Thomas Kessler sich rühmen darf, ist eher praktischer Natur und hatte einen noch größeren Impact als das reine Vorspielen neuer Musik. Thomas Kessler war der erste, der in Berlin einen Musik-Synthesizer einsetzte. Synthesizer waren um 1970 der letzte Schrei in Sachen Musikproduktion. Man hatte zwar vorher schon mit Soundgeneratoren in der Musik gearbeitet und Robert A. Moog war seit wenigen Jahren mit sündhaft teuren Modularsynthesizern am Markt. Was Thomas Kessler aber mitbrachte, war in seiner Kompaktheit und in seinen umfangreichen Klangerzeugungs- und bearbeitungsmöglichkeiten etwas vollkommen Neues. Etwas, das man hier noch nicht gesehen hatte. Kessler war dafür eigens nach London zu der Firma EMS (Electronic Music Studios) gefahren, um ein koffergroßes Gerät namens Synthi A zu kaufen. Da stand es nun im Beat Studio und das dürfte dann auch der Grund für die bis heute gültige Namensgebung Electronic Beat Studio sein (obwohl natürlich damals alle immer nur ins Beat Studio gegangen sind).

Auf dieses Instrument, mit dem beliebige Klänge von Vogelzwitschern bis hin zu Meeresrauschen erzeugt werden konnte, stürzten sich im Folgenden vor allem drei Musiker, von denen man das zunächst nicht erwartet hätte. Das waren eben Christopher Franke, Klaus Schulze und der neu zu Agitation Free gestoßene Berliner Michael Hoenig, der vorher bereits in der Szene als Mitherausgeber der Underground-Zeitung LOVE aktiv gewesen war. Jeder für sich war von den Möglichkeiten dieses Instruments absolut begeistert. Alle fuchsten sich in diese Maschine dermaßen rein, dass sie bald zu Erfindern einer neuen Musik werden sollten. Franke und Schulze spielten zwar noch eine Weile Schlagzeug, sollten aber bald ihre Trommelstücke für immer an den Nagel hängen.

Edgar Froese hatte zwischenzeitig Christopher Franke als Schlagzeuger von Agitation Free abgeworben. Für ihn sprang der später über die Stadtgrenzen hinaus bekannte RIAS Moderator Burghard Rausch ein. Franke beschäftigte sich dann aber zunehmend nur noch mit Synthesizern, sodass Tangerine Dream Anfang der siebziger Jahre neben der Düsseldorfer Band Kraftwerk zu DER deutschen Elektronikband werden sollte, die bis zu Edgar Froeses Tod im Jahr 2015 eine weltweit große Bekanntheit erlangen sollte. Klaus Schulze wiederum verließ die Band Ash Ra Tempel und widmete sich ausschließlich seine Solo-Karriere als Elektronik-Musiker. Er war neben Tangerine Dream der Elektronikpionier überhaupt. Auch seine Popularität ging weit über die europäischen Grenzen hinaus. Michael Hoenig hatte Mitte der siebziger Jahre mit seinem Solo-Album „Departure From The Northern Wasteland“ einen der Elektronikmeilensteine schlechthin erschaffen. Es folgte eine Karriere als Filmkomponist in Hollywood. Dort war Hoenig maßgeblich zusammen mit Walter Bachauer an dem Soundtrack zu Godfrey Reggios Koyaanisqatsi beteiligt. Er ist auch heute noch bei Agitation Free der Mann an den Keyboards (ja, die Band gibt es noch). Der vierte in diesem Bunde ist Manuel Göttsching, der sehr frühzeitig mit klanglicher Verfremdung seines brillanten Gitarrenspiels auf sich aufmerksam machte und sich der Musikelektronik erst später als Solist gewidmet hat. Mit dem Album „New Age Of Earth“ und Jahre später mit dem Album „E2E4“ hat er ebenfalls elektroakustische Meilensteine geschaffen, die ohne jeden Zweifel in die „Hall-Of-Fame of Electronic Music“ gehören.

All diese Bands und Musiker haben die „Berliner Schule für elektronische Musik“ erschaffen und in gewisser Hinsicht auch besucht, auch wenn im Electronic Beat Studio nicht wirklich jemals Schulunterricht stattgefunden hat. Der Einfluss Thomas Kesslers auf die Arbeiten dieser Musiker ist nicht von der Hand zu weisen. Was Konrad Latte ermöglicht hat und was Thomas Kessler realisiert hat waren echte Pioniertaten.

Doch auch dem Electronic Beat Studio standen Veränderungen bevor. Zum einen hatten alle Bands der Berliner Schule ihre Karrieren soweit zum Laufen gebracht, dass weitere Arbeit dort gar nicht mehr möglich und nötig gewesen ist. Alleine das sich schnell anhäufende Instrumentarium, konnte in diesem kleinen Studio kaum noch bewegt werden. Und auch Thomas Kessler verlies das Studio und Berlin Anfang 1973. Für ihn sprang der Musiker und Kabarettist Rolf Bauer ein. Unter seiner Leitung wurde das Studio weiter zu einem echten Tonstudio ausgebaut; hatte er mit dem Techniker Gerd Bluhm doch den perfekten Partner an seiner Seite. Rolf Bauer sorgte für mehr Struktur im Studioalltag. Bands mussten sich anmelden und in eine Liste einschreiben. Alles war gut organisiert. Es wurde konkret an den jeweiligen musikalischen Projekten der Bands gearbeitet, ohne das Diskussionen über Musikstile oder Ansichten darüber die Zeit zum Arbeiten raubten. Die Bands sollten ihr Programm schaffen und die Stücke sauber einspielen können, damit sie vernünftige Demo-Aufnahmen mit nach Hause nehmen konnten. Darauf kam es Rolf Bauer letztlich an. Bauer hatte gute Drähte zum damaligen Berliner Senat (es gab damals sogar noch einen Senats-Rockbeauftragten), wodurch die technischen Möglichkeiten im Laufe der Jahre deutlich erweitert worden sind. Nach Rolf Bauers Weggang übernahm schließlich Gerd Bluhm das Studio und leitete es bis zu dessen endgültiger Schließung im Alleingang. 1984 musste man aus der Pfalzburger Straße ausziehen. Das Electronic Beat Studio blieb weiterhin in Wilmersdorf und zog in die Halensee-Grundschule in der Joachim-Friedrich-Straße 35-36 um.

Das Studio war jahrelang die erste Adresse für die Gewinner der damaligen Senatsrockwettbewerbe. Hier gab es den Startschuss für die Karrieren vieler Bands und Künstler, die später sehr bekannt werden sollten. Nicht nur Tangerine Dream und Agitation Free hatten im Electronic Beat Studio gearbeitet, sondern auch die Neonbabies, Ideal, die Klaus Lage Band oder Rammstein, die dort einige Demos für ihr „Herzeleid“ Album eingespielt haben und natürlich viele andere Musiker.

Nach der Berliner Bezirksreform im Jahr 2001 war das Electronic Beat Studio keine ausschließlich Wilmersdorfer Angelegenheit mehr. Die Halensee-Grundschule meldete Eigenbedarf für die Räume an. Dem Electronic Beat Studio wurde daraufhin gekündigt. Geld zur Anmietung neuer Räume gab es nicht, was 2007 zur endgültigen Schließung des Studios führte. Das war das wenig rühmliche Ende des legendären Wilmersdorfer Electronic Beat Studios.  Dennoch sollte diese einzigartige Wirkungsstätte nicht vollkommen in Vergessenheit geraten.

Am 04. Dezember 2020 wurde im Rahmen einer kleinen Feier an der Außenwand der Nelson-Mandela Schule in der Pfalzburger Straße 30 in Berlin-Wilmersdorf eine Gedenktafel zu Ehren des Electronic Beat Studio und aller damals beteiligten Pioniere der Berliner Schule für elektronische Musik enthüllt.

Der Autor Bernd Kistenmacher ist ein fester Bestandteil der zweiten Generation der „Berliner Schule für elektronische Musik“. Er wurde im Oktober 1960 in Berlin geboren und verbrachte seine Jugend im Westteil der Stadt. Schon in frühen Jahren wurde er von den damals neuen Klängen der progressiven Rock- und Avantgarde Musik beeinflusst. Anfang der 70er Jahre begeisterte ihn die Musik von Künstlern wie Klaus Schulze und Bands wie Tangerine Dream oder Ash Ra Tempel. Die vollständige Geschichte des Electronic Beat Studios, sowie Gespräche mit 35 Zeitzeugen aus dem Umfeld der Berliner Schule hat Bernd Kistenmacher in seinem Buch „FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für Elektronische Musik“ aufgeschrieben.

Bernd Kistenmacher FERNE ZIELE – Gecshichten über die Berliner Schule für elektronbische Musik – Edition Mahlstrom, Berlin

Ferne Ziele – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik

Bernd Kistenmacher

Edition Mahlstrom

Preis: 69.00€ 788 Seiten. Hardcover, gebundene Ausgabe

ISBN 978-3-00-075096-0

FERNE ZIELE von Bernd Kistenmacher – Wieder lieferbar!

FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik ist ab sofort wieder lieferbar (Juni 2023).

Nach ein paar Wochen des wartens gint es nun wieder reichlich Nachschub.

Electronic Beat Studio – Eine Phantasie mit realem Hintergrund

Wer noch einmal zur “Schule” gehen und spannende Geschichten über einen der wichtigsten Beiträge zur Rockmusik aus Deutschland lesen möchte, sollte sich dieses Buch nicht entgegehen lassen.

 

FERNE ZIELE kann auf der Website der Edition Mahlstrom bestellt werden.