An dieser Stelle werden exklusiv Auszüge aus Bernd Kistenmachers Buch “FERNE ZIELE – Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik” veröffentlicht. Diese Aktion soll dabei helfen, dieses beinahe 800 Seiten starke Werk besser kennenzulernen und darauf neugierig zu machen. Ihr dürft euch also auf eine Menge spannender und interessanter Geschichten rund um die Berliner Schule für elektronische Musik freuen.
In FERNE ZIELE werden nicht nur Geschichten über das Lebensgefühl in West-Berlin oder die musikalischen Macher der Berliner Schule erzählt. Dieses Buch ist auch den “Architekten”, den technischen Machern im Hintergrund gewidmet. Menschen, ohne deren Beitrag die Musiker der Berliner Schule ihre Visionen kaum hätten so realisieren können, wie ihnen das letztlich gelungen ist. Einer dieser Architekten ist der Berliner Ingenieur Hartmut Heinze, der mit seiner Firma Projekt Elektronik einen wesentlichen Beitrag zur musikalischen Entwicklung und Präsentation der Band Tangerine Dream beigetragen hat.
Mit einem Ausschnitt aus seinem Gespräch mit mir über seine Zeit mit und bei Tangerine Dream endet die Werkschau und Reise durch “FRNE ZIELE”. Wer alle Geschichten über die Berliner Schule für elektronische Musik lesen möchte, sollte sich unbedingt das Buch zulegen.
“Gespräch mit Hartmut Heinze (Projekt Elektronik) am 03.10.2019
Vielen Dank für Ihre Zeit Herr Heinze. Wann haben Sie zum ersten Mal Kontakt zu Tangerine Dream bekommen?
Dass muss bei einem Konzert in der alten TU Mensa gewesen sein. Da spielten Amon Düül als Vorgruppe glaube ich. Da sind damals schon die ersten Fetzen geflogen. Ich bin 1966 nach Berlin gekommen und ins Studium eingestiegen. So in dieser Zeit muss es gewesen sein. Vielleicht auch etwas später.
Woher kommen Sie?
Ich komme aus Westfalen. Also geboren bin ich in Schlesien, in Westfalen aufgewachsen.
Und dann sind Sie nach Berlin wegen des Studiums gekommen oder sind Sie vorm Bund geflüchtet?
Nein, wegen des Studiums. Mein Vater ist mit mir zum Wehrersatzamt gegangen und hat gesagt: „Kollegen, den kriegt ihr nicht“.
Das ist ein wenig wie mit meinem Opa. Der hat in Stalingrad ein Bein verloren. Aber obwohl mein Vater Berliner gewesen ist, hat er doch mit der Bundeswehr geliebäugelt. Irgendwie fand er das gut. Aber sein Vater sagte: „Das machst du nicht.“ Da waren auch viele vom Krieg traumatisiert.
Ja, ja, das war bei Vater auch so. Er ist um Stalingrad drumherum gekommen, weil er vorher eine Verwundung hatte. Und ich habe dann nach dem Krieg mitbekommen, wie ihm dieses „verführt werden“ klargeworden ist. Also wir haben nicht ein kontinuierliches Gespräch darüber gehabt. Ja, auf die Art und Weise bin ich drumherum gekommen. Bin dann hier in Berlin gewesen, Praktikum gemacht, studiert bis zum Ende, 15 Semester lang. Aber ich hatte einen Onkel, der sagte: „Junge, mach das so lange wie du kannst, danach gibt es keine Zeit mehr dafür.“ Bin dann irgendwann auf Christoph Franke gestoßen. Ich habe nebenbei auch Reparaturen ausgeführt. Diskothekenreparaturen und im Musikbereich, wenn etwas defekt war usw., um das Studium zu finanzieren. Und ich nehme an, dass da ein Kontakt entstand. In der Zeit hatte ich mit Frank Jürgen Krüger zu tun. Sagt er Ihnen was?
Ja sicher.
Das war Frank Jürgen Krüger (Künstlername Eff Jott). Der spätere Gitarrist von Ideal. Und mit ihm zusammen haben wir Feierabendjobs gemacht. Leider ist er vor einiger Zeit schon gestorben. (26. April 2007)
In den 70ern? Also lange bevor es Ideal gab? Die Neue Deutsche Welle war ja erst in den 80ern.
Das war noch vor Ideal. Da gab es jemand, der hat Gitarren hergestellt. In einer Seitenstraße vom Ku‘damm. Der hatte dort einen Keller. Und eines Tages sagte Krüger: „Ey, da musst du mal mitkommen, dort ist jemand im Keller, der baut Aluminiumgitarren. Für sehr teures Geld, für die größten Musiker der Welt.“ Solche verrückten Connections gab es damals. Ja. Und dann kam Christoph. Und Christoph sagte: „Hallo, kannst du diese drei Moog Geräte reparieren?“
Das war der berühmte Ankauf der Meisel Brüder von den Rolling Stones?
Genau, der stand im Hansa Studio und keiner hat es genutzt. Was daran jetzt defekt war, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls haben wir erst mal die Netzteile repariert und dann gingen da schon mal die Lampen an, wir haben die Stecker gereinigt und so weiter. Christoph war dann sofort Tag und Nacht an den Geräten. Er hat es auch geschafft, von Moog Pläne zu bekommen. Wo jeder gesagt hat: „Der Moog gibt keine Pläne raus.“ Wir hatten so die neusten Pläne, auch für einen komplexen Einschub später. Dann sind die Moog Synthesizer erst mal in Gang gekommen. Die drei Geräte, die noch von den Stones übriggeblieben sind, hat TD dann in der Australien-Tournee eingesetzt.
1975 war das
Bei einem Crash, ich weiß nicht genau wie, sind die Geräte beschädigt worden. Sie haben sofort Techniker aufgetrieben, die die Geräte wieder reparieren konnten. Ich glaube es ist auch ein Konzert ausgefallen (18. März 1975 Auckland Town Hall). Sie kamen wieder und haben gesagt: „So, jetzt müssen wir was Neues haben. Das muss einen Meter tief fallen können und trotzdem noch Musik machen.“ Das waren so Fetzen, die mir jetzt in die Erinnerung kommen.
Also um noch am Anfang zu bleiben. Der Einstieg in diese Musik Elektronik Geschichte, der ging über Christoph Franke. Also, das war nicht so, dass diese sich entwickelnde Elektronik Szene auf Sie aufmerksam wurde? Zum Beispiel durch Klaus Schulze oder andere.
Nein, ich hatte mit der Elektronik Szene nichts zu tun. Ich war auch nicht dabei. Der Kontakt kam über Christoph Franke. Wir haben uns wunderbar verstanden, eine Begegnung der besonderen Art. Er stellt eine Frage und ich sagte nur: „Oh, ja, komm mal morgen.“ Oder er sagte mal: „Kann man da einen Schalter einbauen und alles geht eine Terz höher?“ – „Einen Schalter für eine Terz? Ich musste erst mal begreifen, was eine Terz ist, was ein Halbton und ein Ganzton sind, und wie das elektronisch gemacht wird. Nun kommt aber dazu, ich war lange an der Uni. Beziehungsweise ich war, glaube ich, fünf Jahre am Lehrstuhl tätig. Dort war ich an Analogrechnern tätig, habe auch sehr viel simuliert. Bei Analogrechnern hat man genau diese analogen Funktionen, die es im Synthesizer auch braucht. Hochstabile Spannungsgeber, hochstabile Teiler. All diese Poti Einstellungen und so weiter. Allerdings werden da keine Töne erzeugt, sondern Differenzialgleichungen abgebildet, also Zeitverläufe. Aber ich konnte mich dadurch ganz gut in die Materie reindenken. Und, ja, dann habe ich gesagt: „Ja, okay, da hast du den Schalter“. „Ja, die Terz stimmt nicht ganz. Kann man das einstellen?“ Ja, gut, eingestellt. Dann konnte er Melodien mit dem Sequenzer spielen, und dann Schalter hoch und das Ganze eine Terz höher. „Kannst du auch eine Quarte, kannst du auch eine Quinte einstellen?“ Ja, gut, also einen Schalter mit drei Stufen. Daraus ist dann so ein sehr selbstlaufender Kontakt entstanden. Also, das stimmt jetzt nicht so exakt in der historischen Reihenfolge. Aber er war damals in Spandau in der Altstadt in einem leeren Theater.
Das war doch ein ehemaliges Kino, oder?
Ja.
Ja, ich kenne das TD Studio noch in Spandau. Da war nur hinten so ein zweiter Raum, der war voll gefliest. Da stand ein Schlagzeug drin.
Ja. 1974 haben wir in der Friedrichstraße die Firma Projekt Elektronik gegründet. Dann war ich abends, sechs, sieben Uhr in Spandau bei ihm draußen. Wir hatten Pizza, Cola und Technik. Es war die Zeit von Pink Floyd, Ummagumma. Da war das große Konzert in der Eissporthalle. Der Hammer bei Ummagumma war, sie hatten eine Quadrophonie Anlage und sie konnten, Dong, Dong, Dong, Dong, Dong (im Kreis herum) steuern. Das haben wir nicht aus dem Kopf bekommen. Es war eines der ersten Geräte, die wir hergestellt haben, so einen quadrofonischen VCA (Voltage Controlled Amplifier). Wir haben auch diesen VCA im Konzert eingesetzt. Es gab die Konzerte von Radio Luxemburg in L‘orange. Alle Gruppen, die in Europa auf Achse waren, waren drei Tage in L’orange. Ab 19 Uhr abends jede Stunde eine Band. Bis zwei Uhr nachts. Ich war auch ein- oder zweimal mit dabei. Wir hatten den VCA, glaube ich, auch noch eingesetzt, aber dann kam jemand von der Sicherheit und sagte: „Ihr müsst es ausmachen, es geht da Besuchern nicht gut.“ Weil Schwindeleffekte entstanden.
Und jedenfalls in Spandau war die Zeit noch vor den großen Synthesizern. Er hatte aber schon den großen Moog. Ich habe für Christoph erst Rhythmusmaschinen gebaut. Diese hatten dann schon die ersten VCAs, auch die ersten Spannungsgeber. So ähnlich wie die Time Control von Moog. Die Time Control von Moog hatte aber einfach Potentiometer für grob und für fein. Wir haben Module hergestellt, die schon fest einstellbare Stufen hatten. Eins, zwei, drei, vier, fünf Oktaven, die sehr genau eingestellt werden konnten.
Also schon quantisierte Sequenzer?
Ja, quantisiert. Also nur in Stufen wählbar. Über fünf Oktaven und zwölf Halbtöne. Man konnte dann während des Spielens ganz gezielt vorgeben: „Ich gehe um so und so viele Halbtöne, und so viele Oktaven weiter (transponieren). Ohne zwischendurch die Harmonie zu verlieren. Das war ein großer Fortschritt. Für Christoph war es wichtig, dass er ganz lange Taktgeber hatte (Sequenzer mit vielen Schritten). Das haben wir dadurch erreicht, dass er zwar Sequenzer mit acht Reihen hatte, aber er konnte sie umschalten. Die ersten acht, die zweiten acht. Wir hatten teilweise zwei und drei solche Einheiten, die in Reihe geschaltet werden konnten. Also, die ersten acht oben, die zweiten acht unten, die dritten acht beim zweiten oben, die vierten acht beim zweiten unten. Dadurch kamen ganz lange Sequenzen zustande. Das war wieder etwas, wo alle sagten: „Oh, wie geht das?“ Die Insider wussten ja, es ist ein Achter-Schema (basierend auf den Sequenzern von Moog mit acht Schritten je Reihe).
Also, der erste Sequenzer, der hier so bekannt wurde, war neben denen von Moog, der Sequenzer Synthanorma von Matten & Wichers. Das war so der „Kraftwerk Sequenzer“, den aber auch schon zum Beispiel Tangerine Dream hatten.
Ja, ich weiß nicht, ob der Wolfgang Palm (PPG) auch sowas hatte. Ich meine ja.
Der Palm hat auch Sequenzer gebaut, aber die waren trickreicher als die Moog Sequenzer.
Ja, Moog war die Grundlage. Moog (Bob Moog) hat überhaupt erst mal eine Idee in den Raum gesetzt: „Ich kann achtmal hintereinander einen beliebigen Ton erzeugen.“ Genauigkeit und wie gut das stimmt, das war später gefragt. Man konnte Dong, Dong, Dong, Dong, Dong, Dong einstellen. Und da waren alle schon hin und weg. Das nächste war, mehrere Sequenzen sehr genau einstellen zu können, sie in verschiedenen Stücken abzurufen. Wenn vier Achter Gruppen eingestellt waren, konnte man die eine Achter Gruppe immer laufen lassen, oder erste, zweite Achter Gruppe. Oder erste, dritte. Oder erste, zweite.
Na das ist ja eben die „Kunst des Sequencing“, dass man eben auch verschiedene lange Sequenzen gegeneinander laufen lässt und die treffen sich ja trotzdem irgendwann an einem Punkt. Das ist ja das, was der Michael Hoenig in seiner Musik praktiziert hatte. Er hat ja damals Sequencer sehr intensiv eingesetzt und war auch für kurze Zeit bei Tangerine Dream.
Genau.
Also mit Christoph Franke ging es bestimmt ein halbes Jahr, wo wir in Spandau jede Nacht gearbeitet haben. Bin wieder nach Hause gegangen und entweder habe ich die Geräte mitgenommen oder gleich etwas umgebaut. Oder dann war klar, ich musste wieder ein Modul bauen, was da reinpasst und so weiter. Es begann auch schon, nicht mehr so viele Patchkabel einzusetzen, sondern mit bestimmten Voreinstellungen zu arbeiten. Wo kommt eine Signalquelle her und wo soll sie hingeführt werden.
Da wäre ja das passende Stichwort „Bussystem“. Dass im Grunde genommen die Module intern schon verschaltet sind. Und man nur einen Schalter umlegen braucht, um Effekte zu erzeugen. Ja. Es gab ja dann auch eigentlich diese Funktion dieses Multitriggers pro Schritt. Also dieses berühmte Ratcheting. Wo ja noch heute die Leute drauf abfahren.
Ich weiß, dass das ein Problem war, erst mal zu verstehen, was Christoph haben wollte. Also, irgendjemand hat in der Musik den Impuls dafür gesetzt, einen Trigger. Und dann sozusagen das Vielfache Echo hinterher, alles einstellbar. Es war damals mit der Hauptpunkt, was in Spandau erstellt worden ist. Es ging um diesen Multitrigger je Note oder je Schritt im Sequenzer.
Ja, das hat ja auch kein anderer gemacht. Das ist schon eure Erfindung.
Weiß ich nicht. Ich habe ja in der Musikszene so wenig Kontakt gehabt.
Christoph war eben ein extrem musikalischer Mensch, der auch sehr neugierig war und Lust darauf hatte, die Dinge weiter voranzutreiben.
Ja, Christoph war neugierig, beziehungsweise der hat einfach Ideen produziert. Das ist jemand, der immer etwas Neues entwickelt. Das ist so ein Bild, wenn man jemanden in der Art erlebt. Es war auch einfach von der Chemie her gut. Für mich war das so, ich war dann hier raus aus dieser physikalischen, technischen Ebene. Für mich war die Musik eben eine völlig neue Ebene. Auch zusammen mit diesen Musikern, insofern war ich in zwei Welten zuhause. Aber ich war teilweise auch ziemlich fertig, muss ich zugeben. Aber es ist gut ausgegangen.
Sind Sie denn auch Tourneebegleiter gewesen für die Technik? Um als Mann im Hintergrund da zu sein, wenn irgendwas schief geht? Oder war das auf gut Deutsch gesagt einfach so zuverlässig, dass man sagen kann: „Geht mal damit los“.
Ich bin mit nach L‘orange gefahren, mit nach Marseille zu einer Tournee. Dann teilweise direkt mit auf dem Truck. Wir sind zu dritt mit dem Equipment Richtung Südfrankreich gefahren. Beim nächsten Mal auch noch nach Marseille. Da kam noch hinzu, weil ich die Firma Projekt Elektronik hier hatte, konnte ich Tangerine Dream ein Carnet geben. Das Carnet ist praktisch das Begleitpapier für den Zoll. Alles was an Technik eingeführt wird, muss man beim Ausführen wieder nachweisen, ob es noch vollständig vorhanden ist. Das war möglich, weil ich eine GmbH hatte. Ich habe sozusagen über das Carnet für Tangerine Dream gebürgt. Das war, glaube ich, bei der Amerika Tour dann auch so. 1977 war die Amerika Tournee und zu der Zeit war auch schon der Big One (das erste große System von Projekt Elektronik für Peter Baumann) fertig. Ja, da fragten sie mich, ob ich nicht mit nach Amerika wollte. Ich müsste halt einen Schraubenzieher mitnehmen, einen Lötkolben und ein Messgerät. Ja, es war für sie halt eine Beruhigung. Das waren so die drei Ereignisse, bei denen ich dabei war. Bei weiteren Tourneen war ich nicht dabei. Vieles habe ich jetzt erst aus Edgars Biografie erfahren. Diese sechs Wochen Amerika waren für mich sehr gut.
Woraus das Live Doppelalbum Encore hervorgegangen ist.
Ja. Ich weiß. 76 ist der große Synthesizer für Peter Baumann fertig geworden. Bei Peter Baumann war es so, er kam schon mit sehr viel ganz klaren Ideen, wie ein komplexeres Gerät, was schnell zu bedienen und live zu bedienen ist, auszusehen hatte. Er hatte ein Riesenbild im Kopf. Oft auch bis ins letzte Detail.
Also, die beiden Systeme waren nicht identisch? Christoph hat ein anderes gehabt?
Ja, sie waren unterschiedlich. Bei Christoph war es damals mehr eine Rhythm Box, die ich hergestellt habe. Es kam auf diese Echos und Rhythmusschläge an, sie beliebig lang zu gestalten und die Sequenzen auch jederzeit umprogrammieren zu können. Bei Peter, ich habe doch hier ein Bild vom Peter. Da ist doch noch ein Bild (blättert in einem Buch). 1977, Greek Theatre in L.A., ja, das sind die Bilder, die hat mir TD mal zur Verfügung gestellt.
Ja, das ist auf der Website.
Ja, genau.
In L.A. war es der große Auftritt. In L.A. fuhren sie vorne im großen Auto. Der Staff (also wir) fuhren dann mit Abstand hinter her. Oder am Abend nach dem Konzert, weiß ich noch, abends um elf plötzlich berühmter Besuch, der sich gefreut und gratuliert hat. Die Amerikaner freuen sich riesig, wenn jemand Erfolg hat. Beim Konzert, da tauchte Gott und die Welt auf. Da habe ich dann auch gesehen und erlebt, wie berühmt Tangerine Dream gewesen ist.
Man hat es ja gesehen, als Edgar Froese gestorben ist, wie die deutsche Presse reagiert hat und wie das International bedauert worden ist. Aber so war das schon immer. Auch Klaus Schulze ist erst in Frankreich berühmt geworden bevor er in Deutschland bekannt wurde. Und für Tangerine Dream war durch Virgin Records der erste Hype in England, bevor sie hier bekannter wurden.
Ja, auch aus England habe ich sehr viel Feedback bekommen. Viele Musiker, die zum Beispiel 1977 in Amerika dabei waren, waren Engländer, die selber Musik gemacht haben. Vor eins, zwei Jahren habe ich von Ed Buller eine tolle Mail bekommen, wo er schrieb: „Ja, schau mal, was wir haben.“ Sie haben solche Geräte auch in England gebaut. Natürlich auch pechschwarz, dieselben Schemen…”
Deutsche Erstausgabe Mai 2023
Copyright © dieser Ausgabe und aller Texte: Bernd Kistenmacher, Edition Mahlstrom, Berlin
Artikelnr. des Verlages: EM 10001
Seitenzahl: 793
Email: service@edition-mahlstrom.de
Satz, Druck und Bindung: Druckhaus Sportflieger, Berlin
Printed in Germany
ISBN 978-3-00-075096-0
Bezugsquelle: https://www.edition-mahlstrom.de/
Über den Autor:
Bernd Kistenmacher, geb. Oktober 1960 in Berlin, lebt und arbeitet seit seiner Geburt in Berlin und bezeichnet sich selbst als „Mauerkind“. Hauptberuflich ist Bernd Kistenmacher Musiker, der im Bereich der elektronisch-symphonischen Musik arbeitet. Bereits 1984 hat er sein erstes Solo-Album „Romantic Times“ auf Kassette veröffentlicht. Weitere Solo-Alben auf Kassette, LP und CD sind gefolgt. Sein Oeuvre umfasst mehr als dreißig Alben. Seinen Backkatalog findet man heute auf der Internet-Plattform „Bandcamp“. Immer wieder hat Bernd Kistenmacher Konzerte im In- und Ausland gegeben; vorzugsweise in Planetarien, weil diese die ideale Infrastruktur für seine Musik bieten.
Bernd Kistenmacher hat 1986 sein erstes Label Timeless Sounds gegründet, dass in den darauffolgenden Jahren in Musique Intemporelle umbenannt wurde und heute unter dem Namen MIRecords firmiert. Früher veröffentlichte das Label zahlreiche Künstler aus dem Bereich der elektronischen Musik, so auch Klaus Schulze, Manuel Göttsching, Michael Hoenig, Agitation Free, Rolf Trostel und viele andere. Heute veröffentlicht Bernd Kistenmacher auf MIRecords ausschließlich eigene Produktionen.
Bernd Kistenmacher war der erste unabhängige Produzent, der Mitte der Neunziger Jahre und vor dem Siegeszug des Internet die Multimedia-Produktion „The M.I. Rainbow Collection“ produziert und veröffentlicht hat. Schon damals interessierte ihn die Verbindung aus unveröffentlichter Musik und Bereitstellung von Hintergrundinformationen über die jeweiligen Künstler mittels integrierter Datentracks. Damals ein absolutes Novum.
Heutzutage ist Bernd Kistenmacher als freier Autor für diverse Musikmagazine und –Plattformen tätig. 2020 hat er seinen eigenen YouTube Kanal „Freak Out Your Synth“ aufgebaut, auf dem er ausgewählte Synthesizer in Bild- und Ton vorstellt.