Gert Jalass * 28.09.1955 – † 10.05.2024

Abschied von Gert Jalass am 17.09.2024 (© S.Kistenmacher)

Nekrolog – Ein Freund ist gegangen… (Auszug)

“… Gert konnte extrem viel Geheimnisse um sein Leben, aber auch um seine Arbeit machen. Niemals ließ er wirklich tief blicken. Vor allen Dingen dann nicht, wenn er wieder neue Pläne schmiedete, wenn er wieder an der Umsetzung neuer Ideen arbeitete. Alles, was er tat, war immer von einem großen Geheimnis umgeben. Der Superbooth 2024 stand im Mai an und es galt Vorbereitungen zu treffen. Gert hatte still und leise an neuen Modulen gearbeitet und wollte diese – natürlich voller Stolz – an seinem Stand im Berliner FEZ präsentieren. Wie immer.

Wir waren eine kleine Gruppe von Freunden, die sich durchaus regelmäßig in einer Berliner Pizzeria traf, um gemeinsame „Arbeitssitzungen“ angemessen zu begehen und jeglichen Klatsch und Tratsch auszutauschen, der zwischenzeitlich wieder aufgelaufen war. So auch am 02. Mai dieses Jahres. Gert genoss diese Treffen. Man konnte es ihm ansehen. Selbst wohl kein großer Koch, mochte er es im Beisein von Freunden gut zu essen und ein Glas Rotwein zu genießen. Der Abend endete natürlich in fröhlicher Stimmung. Gert hatte einen Mietwagen gebucht, denn wie immer, machte er kurz vor dem Superbooth eine kleine Reise nach Dänemark. Ein Land, dass er sehr mochte. Dort hatte er im Nordwesten ein Ferienhaus angemietet, in das er sich gerne eingrub, um final an seinen Plänen zu feilen oder um zu lernen, zum Beispiel wie ein Mischpult funktioniert, dass er sich eigens für den Superbooth gekauft hatte. „Noch mal den Kopf freikriegen“ hatte er einmal gesagt. Am 02. Mai 2024 trennten sich unsere Wege in Berlin. Er fuhr in seinem Mietwagen noch vor mir her und bog dann nach links ab. Ich nach rechts. Wieviel Grausamkeit in Banalem stecken kann, war mir in diesem Moment nicht bewusst, aber das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Im Rückspiegel. Gert kam einen Tag später in Dänemark an. Am 05. Mai postete er noch ein lustiges Bild auf Facebook.  Alles schien soweit in Ordnung zu sein…

Am 15. Mai 2024 begann im FEZ der Aufbau für den am folgenden Tag beginnenden Superbooth. Alle waren da, nur der Tisch von Gert Jalass blieb leer. Wir gingen mit einem unguten Gefühl auseinander. Viele Freunde hatten versucht, Gert auf den unterschiedlichsten Kanälen zu erreichen. Schon seit Tagen. Am 16. Mai herrschte dann Gewissheit. Die dänische Polizei hatte sich gemeldet und uns informiert, dass Gert Jalass am 07. Mai 2024 am Strand mit Herzversagen zusammengebrochen war. Ein Rettungshubschrauber war wohl gekommen und man hatte ihn in eine Klinik geflogen. Am 10.05.2024 wurde er um 16.30 Uhr für Tod erklärt.

Der Schock darüber hat uns alle tief getroffen. Eigentlich verstehen wir noch immer nicht, was da passiert ist. Und das wird wohl auch lange so bleiben.

Mit Gert Jalass hat nicht nur einer der wichtigsten Instrumentenbauer unserer Zunft die Bühne verlassen. Vielmehr noch: wir haben einen lieben Freund verloren. An die Zeit mit ihm werde ich mich immer und gerne erinnern.           

Ruhe in Frieden Gert”

Gert Jalass wurde am 17.09.2024 in Berlin-Schmargendorf beigesetzt.

Wir danken allen, die von ihm Abschied genommen haben. Gert Jalass bleibt unvergessen…

Die „Elektro Beats“ von Olaf Zimmermann werden eingestellt

Über ein weiteres Versagen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Olaf Zimmermann (© radioeins, Quelle:: radioeins website)

Ich weiß nicht, weshalb 2024 so ein schreckliches Jahr ist und ich möchte eigentlich gar nicht wissen, was da noch kommen wird, denn die schlechten Nachrichten wollen einfach nicht enden.

Zuerst wurde mit der endgültigen Schließung von JustMusic Berlins größtes Musikhaus dem Erdboden gleichgemacht, wodurch die Hauptstadt ein weiteres, wichtiges Zahnrad im bereits stotternd laufenden Kulturbetriebsgetriebe verloren hat. Dann verstarb plötzlich und unerwartet mit Gert Jalass einer der wichtigsten und engagiertesten Konstrukteure analoger Modularsysteme (Fa. MoonModular). Das mag für die meistens ein unbedeutendes Ereignis sein. Für die Elektroszene, also für die Freunde elektronischer Musik, war es ein Schock, der noch immer nicht überwunden worden ist. Nun die nächste Hiobsbotschaft. Der RBB setzt zum Ende des Monats die beliebte Sendung „Elektro Beats“ ab. Die letzten Sendungen sind produziert und werden ausgestrahlt, aber dann ist Schluss. Für immer. Dem Vernehmen nach ist das keine Entscheidung von RadioEins, sondern vom Programmdirektorium. Schönen Dank dafür. Ich weiß nicht, wie oft ich es in den vergangenen 50 Jahren erleben durfte, dass Quote und Kosten (von an anderer Stelle verplemperten Gebühren-Millionen) über den Kulturauftrag gestellt worden ist und das wichtige Sendungen, die musikalische Nischen bedient und unbekannten Künstlern zu Gehör und Aufmerksamkeit verholfen haben, eingestampft worden sind. Jedes Mal wurde die deutsche Radiolandschaft ein Stück ärmer und langweiliger. Anstatt die Hörer*Innen, speziell die Jüngeren, für das Medium Rundfunk zu Interessieren und zu begeistern, indem man die Spielarten der Musik in ihrer gesamten Breite präsentiert, wird nur noch die doofe Pop-Einheitssauce serviert. Wie armselig ist das denn und wen will man damit eigentlich anlocken?

Im Falle der „Elektro Beats“ kann man von einem Nischenprogramm schon lange nicht mehr reden. Elektronische Musik ist in all den Jahren zu einem festen musikkulturellen Bestandteil, ja im Grunde zum Mainstream geworden. Das ist auch der hervorragenden und jahrzehntelangen Arbeit von dem Host der Sendung, Olaf Zimmermann, zu verdanken. Ich kenne Olaf seit 1987. Damals hat er noch für den Rundfunk der DDR die ebenfalls zum Kult gewordenen Sendungen „Zwischen Himmel und Erde“ und dann “Electronics” gemacht, denen im Westen nur die WDR-Sendung „Schwingungen“ von Winfrid Trenkler gegenüberstand. Das es auch diese Sendung schon seit Jahrzehnten nicht mehr gibt, muss hier nicht weiter erwähnt werden. Das elektronische Musik in den Köpfen verantwortlicher Rundfunkräte niemals stattgefunden hat, für wichtig befunden und als ein ureigener deutscher Kulturbeitrag erkannt worden ist, geschieht nicht erst seit gestern und wird sich mit dem Ende der „Elektro Beats“ auch nicht ändern. Weshalb auch? Es gibt keine Lobby, die stark genug für einen Erhalt derartiger Sendungen wäre.

Nach dem Fall der Mauer wechselten die Sender, aber Olaf Zimmermann baute weiter und mit zunehmendem Erfolg an dem, das mit den „Elektro Beats“ schließlich zu der wichtigsten Sendung für die Präsentation elektronischer jeglicher Couleur werden sollte. Wer sich über das Who-is who nicht nur der deutschen, sondern auch der internationalen Elektroszene ein Bild machen will, sollte die Gästelisten studieren. Von Pionieren bis zu Newcomern, von Top-Stars bis zu Künstlern, die erst am Anfang ihrer Karriere standen, war alles vertreten, was Rang und Namen und Relevanz hatte. Das ist nun vorbei. Und ganz am Rande: abermals wird es für die Künstler weniger Einnahmen z.B. durch die GEMA geben. Ob wirklich alle durch die Künstlersozialkasse abgesichert sind??? Aber wen interessiert das schon? Die, die bei den Sendern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Aber-Millionen für ihren Wasserkopf verschleudern, die, wenn es dann eng wird, nach Erhöhung der Rundfunkgebühren rufen und dennoch nicht bereit sind, den Hörerwillen durch ein angemessenes Programm abzubilden, ganz bestimmt nicht. War das jetzt Polemik? Na klar. Ich bin zu wütend, als das ich aktuell andere Gefühle zulassen könnte.

Ich wünsche Olaf Zimmermann alles Gute für die Zukunft. Ich hoffe, dass er weiterkämpft und einen Weg finden wird, den „elektronischen Traum“ noch ein wenig länger am Leben zu halten.